Kultur Ein empfindliches Kunstwerk in Pax Christi

Wolfgang Vettens hat sein mit Kreideschrift gestaltetes Fenster auf Wunsch zu einem dauerhaften Teil der Ausstellung gemacht.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die Kirche Pax Christi, in der sich bereits hochkarätige Kunstwerke befinden, ist um ein Exemplar reicher geworden. Am kommenden Sonntag wird das von Wolfgang Vetten gestaltete Fenster der Taufkapelle feierlich eingeweiht. Das mehrteilige, bodentiefe Südfenster war bereits ein wesentlicher Teil einer Ausstellung, die der Künstler im Mai 2014 in Pax Christi realisierte. „Hier eine Ausstellung zu machen, war das Schwierigste, was man sich vorstellen kann“, sagt Vetten rückblickend. Die enge Verzahnung der bereits vorhandenen Kunstwerke im Kirchenraum und die ausgefallene Architektur des Raumes selbst waren eine besondere Herausforderung.

Mit einem raumübergreifenden Konzept, das an vier wichtigen Positionen in der Kirche Installationen entstehen ließ, entwickelte der Künstler einen, wie er es formuliert, „Gesamtklang“, der beeindruckte und überzeugte. Schrift, Farbe und Licht waren dabei die zentralen Themen — eine besondere Rolle spielte damals bereits das Fenster in der Taufkapelle. Auf den sechs Glasscheiben brachte Vetten eine Kreideschrift auf, die besondere Effekte erzielte. In die großzügig aufgetragenen Flächen von nasser Schlämmkreide schrieb der Künstler mit einem speziellen Spachtel Textpassagen aus der biblischen Geschichte von Noah auf.

Das Thema der Sinnflut und der rettenden Arche korrespondiert mit der Atmosphäre des kleinen Raumes, der vor allem ein Rückzugsort für das Gebet ist. „Es ist ein Schutzraum“, betont auch Pastoralreferent Theo Pannen, der die Ausstellung Vettens und das sich daraus entwickelnde Projekt mit großer Begeisterung begleitet hat.

Wolfgang Vetten, Künstler

Die besondere Gestaltung des Fensters mit der Kreideschrift eröffnete subtile Möglichkeiten der Wahrnehmung und Transparenz. Vor allem mit dem tages- und jahreszeitlich bedingten natürlichen Lichteinfall kam es immer wieder zu faszinierenden „Lichtspuren“, die die Atmosphäre des Raumes komplett veränderten.

Gedacht war das ganze jedoch nur als temporäre Arbeit, bewusst hatte der Künstler deshalb auch die gefährdete Technik der Kreideschrift gewählt, die bei jeder Berührung geschädigt wird. Als aus dem Gemeindeteam von Pax Christi heraus der Wunsch an Wolfgang Vetten heran getragen wurde, daraus ein dauerhaftes Kunstwerk zu machen, war er trotz einer gewissen Freude zugleich auch skeptisch. „Ich sah einen zentralen Gedanken meiner Konzeption, die Verletzlichkeit und Endlichkeit der Kreideschrift, in Frage gestellt“, erinnert er sich.

Nach verschiedenen Überlegungen und Versuchen, die Schrift dauerhaft zu erhalten, hat letztendlich ein Gedanke der Geschichte Noahs zu einer Lösung gefunden. Wie die Arche den Lebewesen Schutz vor den Wasserfluten geboten hat, brauchte auch die Schrift auf dem Fenster eine Schutzschicht. Vetten trug die Kreideschrift auf neu gefertigte Scheiben auf, diese wurden passgenau zwischen schützenden Innen-und Außenscheiben eingesetzt. Bevor dies vor wenigen Tagen passiert ist, hatte der Künstler in einer eigenen Aktion im Beisein der Gemeinde die ursprüngliche Kreideschrift wieder entfernt.

Nach fast drei Jahren war das Ergebnis deutlich. „Der Raum hatte seinen Zauber verloren“, fasst Vetten die Meinung der Anwesenden zusammen.

Die dauerhafte Fassung mit den jetzt drei Scheiben kommt dem ursprünglichen Zustand sehr nahe. Vor allem bei Sonnenlicht entwickeln sich je nach Tageszeit wieder die Lichtspuren, die sich durch das Fenster hindurch auch auf Wand und Boden der Kapelle ausbreiten. Darüber hinaus wird das Thema innen und außen dauerhaft lebendig.

Der Betrachter muss sich entscheiden. Versucht er die Schriftzüge zu lesen und blickt so auf die Fensterfläche im Inneren oder blickt er durch die transparente Schrift nach draußen in die Natur. „Das Fenster schließt und öffnet sich“, sagt der Künstler dazu.

Mit dem jetzigen Ergebnis, dem ein langer Prozess vorangegangen ist, ist Vetten sehr zufrieden. Die ohnehin beeindruckende Kunstsammlung von Pax Christi hat er mit diesem Fenster bereichert.