Museum in Krefeld Ein Fest für das Haus der Seidenkultur

Krefeld · Ehrungen beim Haus der Seidenkultur: Zum 10. Geburtstag des privaten Museums wurde der Vereinsgründer Hansgeorg Hauser mit der Krefelder Stadtehrenplakette ausgezeichnet. Auch die Weber und Patroneure erhielten Urkunden.

Seidig und so bunt – Vielfalt gibt es im Haus der Seidenkultur sowohl beim Garn als auch bei den vielen Menschen, die mitmachen.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Zehn Jahre scheinen eigentlich ein junges Alter für ein Museum zu sein. Doch was das Krefelder Haus der Seidenkultur (HdS) in der Zeit seines Bestehens als Museum alles für die Seiden- und Webereitradition Krefelds bewirkt hat, reicht schon jetzt eigentlich für ein ganzes Leben. Das emsige Wirken rund um das Museum ist aus Krefeld nicht wegzudenken. Das private Museum hatte jetzt gleich drei Dinge zu feiern.

Neben dem Geburtstag, einer städtischen Ehrung für die Weber, die im Hause tätig sind, und somit das besondere Erbe des Ortes und der Stadt am Leben erhalten, wurde der Vereinsgründer Hansgeorg Hauser mit der Stadtehrenplakette ausgezeichnet. Durch das Programm, das in der Friedenskirche stattfand, führte HdS-Sprecher Dieter Brenner, standesgemäß verkleidet als Meister Ponzelar – der ja „nur selten vom Denkmal herabsteige“. Musikalisch umrahmt vom Gospelchor Vayro Cana und Kirchenmusikerin Sun Young Hwang.

Oberbürgermeister Frank Meyer ehrte den Vereinsgründer des Hauses der Seidenkultur, Hansgeorg Hauser, mit der Stadtehrenplakette.

Foto: Stadt Krefeld

Oberbürgermeister Frank Meyer überreichte die hohe städtische Auszeichnung, die der Stadtrat Hauser einen Tag vorher zuerkannt hatte. Bereits 2012 hatte er das Stadtsiegel erhalten, 2022 den Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland. Die Stadtehrenplakette erhielt er nun für seine „Verdienste um das Ansehen der Stadt Krefeld und das Wohl der Bürger“. Hauser habe diese Verdienste vor allem in Bezug auf die Krefelder Kultur erworben, und zwar „meist nicht in prestigeträchtigen Großprojekten, sondern vielfach in Nischen, an abgelegenen, manchmal abseitigen Orten, an denen kreative Experimente und kulturelle Blüten gedeihen konnten“, betonte Oberbürgermeister Frank Meyer und nannte Hausers Engagement für das Theater am Marienplatz, den Zoo, die Gemeinde St. Stephan und den Verein Kunst in Krefeld. „All diese Initiativen haben Sie großzügig und in teils schwierigen Lagen unterstützt. Doch der Kern Ihrer kulturellen Arbeit – Ihr Lebenswerk – ist das Haus der Seidenkultur“, sagte Meyer. „Sie, lieber Herr Hauser, waren von Anfang an das Herz und die Seele dieses Museums – und gleichzeitig der strategische Kopf“, führte der OB weiter aus. „Neben Offenheit, Neugier und Experimentierfreude haben Sie auch die Erfahrung und das Geschick eines über Jahrzehnte erfolgreichen Unternehmers in Ihr kulturelles Engagement eingebracht. Als unermüdlicher Antreiber haben Sie maßgeblich dazu beigetragen, dass wir heute dieses Jubiläum feiern können“, hieß es in der Laudatio.

Stadt ehrte aktive Weber und Patroneure mit einer Urkunde

Das Haus der Seidenkultur wurde in der ehemaligen Paramentenweberei (das sind kirchliche Gewänder und Stoffe) Hubert Gotzes an der Luisenstraße eingerichtet. Nachdem die Kulturstiftung NRW und die Sparkassenstiftung Krefeld die Immobilie erworben hatten, kümmerte sich ein Förderverein unter Hansgeorg Hausers Führung um den Umbau in ein Museum. Im Jahr 2014 war die umfangreiche Sanierung abgeschlossen. Im Erdgeschoss wurden Ausstellungsräume eingerichtet, die mit verschiedenen wechselnden Schauen bespielt werden – die WZ berichtet regelmäßig. Im Obergeschoss blieb ein authentischer, in seiner Atmosphäre unnachahmlicher Websaal mit acht Jacquard-Handwebstühlen erhalten, der besichtigt werden kann. Ehrenamtliche Weberinnen und Weber führen die Funktion der Maschinen vor.

„Wer wissen möchte, wie die Textilstadt Krefeld noch vor 100 Jahren wirklich klang und roch, rüttelte und klapperte, der muss den Websaal im Haus der Seidenkultur besuchen, in einer Seitenstraße, zum Hinterhof hinaus gelegen“, schildert Meyer in seiner Rede zum Museumsgeburtstag. Dieses „kleine, ehrenamtlich geführte Museum“ sei ein „prägender Ort für unsere Stadtgeschichte“. Es halte die Erinnerung wach an jenes Krefeld, das vor 100 oder 200 Jahren existierte. „Es gab eine Zeit, da kam hier auf jeden Haushalt ein Webstuhl – die Stadt war bevölkert von Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit der Produktion und dem Verkauf von Textilien bestritten. Die ursprüngliche Textilindustrie ist weitgehend verschwunden, aber an der Luisenstraße hat sie in musealer Form die Zeiten überstanden, und zwar durch ein ehrenamtliches Engagement, das absolut außergewöhnlich ist“, schilderte der Oberbürgermeister in seiner Ansprache weiter.

Stellvertretend für die zahlreichen ehrenamtlich tätigen Menschen, die das Haus unterstützen, erhielten die neun aktiven Weber und Patroneure am Haus eine Urkunde der Stadt Krefeld. Viele dieser Handwerkerinnen und Handwerker hätten ihr 80. Lebensjahr überschritten, erklärte der OB. „Sie haben die goldenen Zeiten der Krefelder Textilindustrie zum Teil noch selbst miterlebt. Und sie mussten auch den schmerzlichen Niedergang ihrer Betriebe verkraften, sie waren Zeuginnen und Zeugen, wie eine Ära zu Ende ging“, sagte er. Doch ihre Liebe und Begeisterung für ihr Handwerk hätten sie nie verloren. Red/Laki