Angekommen in Krefeld Eine Flucht, die durch sieben Länder führte
Die 17-jährige Selfan Hajmohammad hat keine schönen Erinnerungen an ihre Heimat Syrien.
Krefeld. Selfan sieht aus, wie eine ganz normale hübsche 17-jährige Schülerin: geschminkt, die Nägel rot lackiert, die Jeans mit Löchern und ein Poncho, so wie es gerade Mode ist. Ihre langen schwarzen Haare, hält sie mit zwei oder drei dünnen Rastazöpfen aus dem Gesicht. Doch wenn sie in ihre Klasse am Berufskollegs Glockenspitz geht, möchte sie nicht nur besser Deutsch lernen, sondern vor allem den Krieg vergessen, der alles zerstört hat. Selfan ist vor zwei Monaten mit ihrer Familie aus Syrien nach Deutschland geflohen.
Wo kommst Du her?
Selfan: Ich komme aus dem Norden Syriens, nahe der türkischen Grenze.
Was hast Du dort gemacht?
Selfan: Ich war in der 12. Klasse einer weiterführenden Schule. Ich wollte Anwältin werden, um Rechte zu verteidigen.
Seit wann bist Du in Krefeld, wie bist Du hergekommen?
Selfan: Seit zwei Monaten. Die Flucht hat 13 Tage gedauert, wir haben insgesamt sieben Länder durchquert.
Mit wem bist Du hergekommen?
Selfan: Mit meiner Mutter, meinem Vater, meinen zwei Brüdern, 15 und 10 Jahre alt, und meinen beiden Schwestern. Die sind 20 und 22 Jahre alt.
Wie lebst Du in Krefeld?
Selfan: Ich habe ein ruhiges Leben. Ich gehe zur Schule, lerne am Nachmittag und träume von der Zukunft. Wir leben in einer großen Unterkunft an der Westparkstraße, haben dort zwei Räume.
Wie gefällt es Dir hier? Möchtest Du in Krefeld bleiben?
Selfan: Ich mag die Deutschen und wie sie uns behandeln. Die Art zu leben, man ist frei. Ich kann alles sagen, ohne Angst. Ich glaube nicht, dass ich hier weg will. Ich mag alles an Krefeld — das Wetter, die Menschen.
Wo siehst Du die größten Unterschiede zu Syrien?
Selfan: Ich kann hier atmen und erfolgreich sein. Wegen des Kriegs geht das zu Hause nicht.
Woran denkst Du als erstes, wenn Du an Deine Heimat denkst?
Selfan: Ich kann mich an nichts anderes als Krieg erinnern. Ich habe keine schönen Erinnerungen an meine Heimat.
Wovor hast Du Angst?
Selfan: Dass ich mein Land nie wieder sehen kann.
Was vermisst Du am meisten?
Selfan: Mein Zuhause, die Schule, das Land, die Freunde und meine Großmutter.
Was wünschst Du Dir am meisten?
Selfan: Ich hoffe, dass jeder seine Ziele erreichen kann, trotz des Krieges, der all unsere Träume zerstört hat. Dass meine Familie glücklich ist und dass wir den Krieg vergessen können.
Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?
Selfan: Ich sehe mich als eine neue Person und als glücklicher Mensch.