Er spielt Schumann — in voller Montur
Nageeb Gardizi reist fast jeden Monat aus Köln an, um sich in Konzerten in der Pauluskirche am Moritzplatz dem deutschen Komponisten zu widmen, dem er sich so eng verbunden fühlt.
Nageeb Gardizi entdeckte seine Liebe für Tasteninstrumente bereits früh. Mit drei, um genau zu sein. Mit sechs Jahren, ein Jahr, nachdem seine Familie den Kriegswirren in Afghanistan entfloh, wurde aus dem Autodidakten in Köln ein Klavierschüler. Das alles ist 31 Jahre her. Heute ist Gardizi Konzertpianist, hat seinen Abschluss an der Hochschule Düsseldorf vor elf Jahren mit Auszeichnung gemacht.
Und er hat sich den Krefelder Norden als eine seiner regelmäßigen Wirkungsstätten ausgesucht. Er schwärmt vom Flügel, der dort steht: ein Bösendorfer Imperial. „Der hat unten noch zusätzliche Basstöne“, begeistert sich der 39-Jährige für das Instrument. Über einen Musikverleger, der den Organisten der Pauluskirche, Rolf Hennig-Scheifes kennt, war Gardizi darauf aufmerksam gemacht worden.
Seit März 2017 reist der Kölner fast jeden Monat an, um in der Pauluskirche am Moritzplatz ein Konzert in der Reihe „Schumanniana“ zu geben — auf seine ganz eigene Art und Weise. Denn Gardizi liebt es, sich passend zum Komponisten und Werk zu kostümieren. „Ich habe bei Renaissancekonzerten auch schon getanzt“, sagt Gardizi und lacht. Vor jedem seiner Konzerte des Schumann-Zyklus gibt der Künstler in passender Montur zunächst eine halbstündige Einführung in das Leben von Robert Schumann sowie seiner Werke.
Das macht er gemeinsam mit Rolf Hennig-Scheifes, der den musikwissenschaftlichen Teil übernimmt. „Ich möchte ihn bei den Konzerten in unsere Zeit holen“, sagt er. Dazu hat er sich intensiv mit den Briefen Schumanns auseinandergesetzt. Ob Zeiten des Glücks, der gesundheitlichen oder Beziehungsprobleme — Gardizi sieht sie und stellt sie in Relation zu der in diesen Phasen von Schumann komponierten Musik.
Die zyklischen Aufführungen des Gesamtwerks seien ein „etwas größenwahnsinniges Unterfangen“ gibt der Musiker zu. Aber ihn verbindet eine anhaltende besondere Beziehung mit dem deutschen Komponisten. „Schumann hat mich praktisch mein ganzes Leben lang begleitet und sich immer wieder in meine Kreise hineingeschlichen — eine merkwürdige Beziehung, zwischen Distanz und Feuereifer“, nennt es Gardizi.
Als Zehnjähriger hatte ihm seine Mutter nach einer Krankheit, von der sie genesen war, und der Entlassung aus dem Krankenhaus eine Schumann-Biographie geschenkt.
“ Die nächsten Konzerte sind am 8. Juli unter dem Titel „Novellen“, am 9. September „Kanonen & Märsche“, 4. November „Orgelklavier“. Und dann wieder im kommenden Jahr. Einführung: ab 17.30. Beginn: 18 Uhr. Weitere Infos gibt es unter: nageebgardizi.com