Kantor hilft bei Aufbau von Orgel Experte ist in China gefragt
Kantor Andreas Cavelius hat den Aufbau einer Klais-Orgel in Zhuhai betreut.
Krefeld. Barocke Formen, roter Samt, glänzendes Gold: Der Bonner Orgelbauer Klais hat ein Instrument fertiggestellt und von seinen Auftraggebern abnehmen lassen. Das Besondere daran ist der Ort. Denn der Konzertsaal für 1200 Besucher steht im chinesischen Zhuhai. Die Millionenstadt befindet sich in direkter Nähe zur Hafenstadt Macao. Was das mit Krefeld zu tun hat? Regionalkantor Andreas Cavelius ist als Gutachter nach China geflogen. „Es war eine Klausel in dem Vertrag, dass ein amerikanischer oder europäischer Organist das Instrument begutachtet“, sagt Cavelius.
Er kennt sich mit Klais-Orgeln aus, denn in der St. Dionysius-Kirche steht seit 2007 eine. Cavelius hat den Aufbau in Krefeld begleitet, und seitdem auch viele andere Klais-Orgeln kennengelernt. In China hat er aber zum ersten Mal eine Orgel abgenommen. Sein Gutachten für das Convention Center in Zhuhai ist positiv ausgefallen: „Es ist die gewohnte Qualität der Klais-Orgeln“, konnte er nach zwei Stunden am Instrument mit 55 Registern feststellen.
Einer großen Kommission mit zwei Dolmetschern hat er dann alle Fragen beantwortet. „Sie hat einen barocken Klang“, sagt Cavelius und schwärmt von den Holzpfeifen. „Das kann sich in Deutschland keine Gemeinde mehr leisten.“ In China komme es auf Geld nicht an: „Die Menschen wollen sich der europäischen Kultur anschließen, Orgelmusik ist ein aufstrebender neuer Kulturzweig.“
Die Chinesen stehen allerdings noch ziemlich am Anfang. „Es gibt in Peking eine Musikhochschule. Dort studieren 20 junge Leute Orgel“, sagt Cavelius, „eine Tradition muss sich erst noch entwickeln.“ Die einzige Organistin des Landes war bei der Abnahme auch dabei, „aber die Stimme einer Frau scheint dort nicht so viel zu zählen“, hat Cavelius beobachtet. Am Abend des Gutachtens hat er für geladene Gäste gespielt und am nächsten Tag vor ausverkauftem Haus. Im ersten Teil Bach und Widor, nach der Pause hat er über chinesische Volkslieder improvisiert und natürlich Beethovens „Freude schöner Götterfunken“ gespielt. Das gefiel ausnehmend.
Von der Umgebung hat Cavelius nicht viel gesehen, war aber begeistert vom Essen. Mit den Dolmetschern ist er auf den Markt gegangen: „Auf der linken Seite haben wir uns einen Fisch ausgesucht, und auf der rechten einen Koch, der ihn direkt zubereitet.“
„Der Umgang der Menschen ist ganz anders, es ist eine ganz andere Kultur“, sagt er. Was auch in einer Vertragsklausel zum Tragen kommt. Darin hat Orgelbauer Klais sich zusagen lassen, dass die Chinesen für das Verschwinden der Ratten aus dem Instrument sorgen. „Sonst fressen sie das Leder weg, und die Orgel ist nicht mehr spielbar.“ Cavelius ist von dem Pekinger Orgelprofessor aus der Kommission eingeladen worden, einen Kurs für dessen Studenten zu geben und auch ein Konzert zu spielen: Im November geht es wieder nach China.