Kultur Facettenreiches und kraftvolles Kawai-Konzert

Die 21-jährige Japanerin Arisa Onoda sorgte mit ihrer Technik für einen großartigen Abend mit neuem Programm.

Die Japanerin Arisa Onoda hat eine großartige Leistung beim Kawai-Konzert geboten.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Rappelvoll wie bei einem Konzert der Internationalen Meisterkurse Krefeld war der ganz gewöhnliche Klavierabend am Freitag mit Arisa Onoda. Sogar auf der Bühne hinter dem Flügel hatte man Stühle aufgestellt, trotzdem mussten einige Musikliebhaber vor Konzertbeginn wieder weggeschickt werden. Mit einem breiten Grinsen begrüßte Philipp Potz, künstlerischer Leiter von Kawai Europa, das Publikum. Er wies auch darauf hin, dass von den 90 Minuten des Konzerts 65 Minuten ein völlig neues Programm für die Pianistin bedeuten würden.

In der Planung der Konzertreihe hatte er sich — nach Zuhörerwünschen — bei den Gastpianisten dafür eingesetzt, dass sie sich nicht nur um Routine für ihre Wettbewerbsprogramme bemühen, sondern auch ein erweitertes Repertoire bieten sollten. So hatte sich die 21-jährige Japanerin, die derzeit an der Royal Academy of Music in London studiert und bereits eine Reihe internationaler Klavierwettbewerbe gewonnen hat, ein breites Programm mit Mozart, Schumann, Chopin, Busoni und Scriabin zusammengestellt. Sie beginnt mit dem ältesten Werk, dem Rondo in a-Moll (KV 511) von Wolfgang Amadeus Mozart. Es wird ein zunächst behutsamer Einstieg in das Konzert, doch ihre Interpretation lässt etwas an Spannung vermissen.

Entschieden besser wird ihr Spiel mit den Fantasiestücken von Robert Schumann. Sie baut in den Stücken Spannungsbögen auf und arbeitet sehr schön die unterschiedlichen Charaktere der Werke heraus. Vom feinen unverkennbar romantischen Klang über kräftiges energisches Spiel lässt sie viele Facetten der Musik der Romantik erklingen. Besonders reizend sind die heiter perlenden Passagen, die eine Nachlaufen-Spiel der Stimmen darstellen.

Bei Alexander Scriabins Klaviersonate Nr. 4 (op. 30) lässt sie mit einem sphärischen Andante aufhorchen. Verträumt minimalistisch beginnt sie, spielt dann keck einen rhythmisch stärker akzentuierten Teil, bei dem sie einen Hauch Ragtime mitschwingen lässt. Im zweiten Satz, einem Prestissimo volando, kann sie ihre virtuosen Fähigkeiten vor allem bei schnellen Akkordfolgen im Fortissimo zeigen.

Der zweite Teil des Konzertabends steht unter dem Motto Chopin. Zunächst bringt sie von Feruccio Busoni (1866-1924) Variationen über Chopins c-Moll Prélude. Zwischen verloren traurig und kraftvoll majestätisch präsentiert sie diverse Stimmungen in den Variationen des italienischen Komponisten. Und dann folgt als Abschluss Chopin im Original mit der Klaviersonate Nr. 3 in h-Moll.

Facettenreich präsentiert sie den Meister romantischer Klaviermusik — von kraftvoll, wie es ein Allegro maestoso erwarten lässt, aber auch mit feinsten lyrischen Passagen. Ihre Interpretation des Scherzo: Molto vivace ist, wie sie sein sollte und ihr Spiel des Largos wird zu einem Chopin zum Dahinschmelzen. Voller Ausdruck, Seele, Empfindsamkeit — ein ausgereiftes Spiel. Arisa Onoda bietet mit diesem Kawai-Konzert eine großartige Leistung — und das auch noch mit dem Mut zu einem überwiegend neuen Programm, das sie auswendig spielt. Ein begeistertes Publikum kann ihr noch eine Zugabe mit zauberhaften impressionistischen Klängen entlocken.