Flügel zerfällt unter den Fingern
Zum Ende der Beethoven-Reihe zeigen sich die Musiker in Hochform – und scheitern doch am scheppernden Instrument.
Krefeld. Die ehrgeizige Reihe mit allen Klavierkonzerten Beethovens ist am Sonntag zu Ende gegangen. Leider füllte sich die Alte Kirche, in die Organisator Manfred Bautz eingeladen hatte, nur zur Hälfte.
Das Programm begann jedoch mit Mendelssohn. Das Apollon-Ensemble unter Leitung von David Cavelius malte bei der Ouvertüre "Die Hebriden" ein ausgewogenes Klangbild. Für Haydns Symphonie Nr. 104 galt dies ebenso, auch wenn dem Menuett des dritten Satzes das Tänzerische fehlte. Es entstand nicht das Bild einer tanzenden Hofgesellschaft in einem barocken Schloss.
Nach der Pause ließ sich das Orchester vom Klavierspiel Timur Sergeyenias mitreißen und gestaltete seinen Part in Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 deutlich expressiver. In den Tutti-Passagen konnten sie die Unpässlichkeiten des Solo-Instruments noch etwas kaschieren. Doch dann entwickelte sich der Flügel in der Alten Kirche, der mit seinem metallischen Klang den Ahnen Cembalo nicht leugnen kann, zu einer Zumutung. Zwar war er vor dem Konzert noch gestimmt worden, doch nach der Pause kam mit Beethoven das böse Erwachen.
Sergeyenias Spiel war wie immer meisterhaft und atemberaubend. Doch bei der zweiten Solo-Zugabe, einem grandios interpretierten Chopin, "zerfiel" der Flügel unter seinen Händen. Zu dem metallisch scheppernden Klang kamen Töne, sich unter der Belastung verstimmten. Es mag der freundschaftlichen Verbundenheit des Pianisten zum Veranstalter geschuldet sein, dass er weiterspielte, aber das versagende Instrument war ein Graus für empfindliche Ohren. "Wir haben nichts Besseres", gestand Manfred Bautz. Gibt es in Krefeld keinen Flügel, der einem Sergeyenia standhält und den man der Alten Kirche für Konzerte zur Verfügung stellen könnte?
Das Chopin-Stück war eine kleine Vorschau auf eine Konzertreihe im nächsten Jahr. Hoffentlich muss man die Polonaisen und Nocturnes dann nicht im Cembalo-Sound genießen.