Frauentrio eröffnet Spielzeit im Podio

Gesa Dreckmann, Alice Eßer und Helen Mierscheid unterhalten mit Frauenpower, Wortwitz und Gesang.

Krefeld. Ladies first! Die Premiere zur zweiten Spielzeithälfte im Wohnzimmertheater Podio glich fast einem Frauenabend. Zwar eröffnen traditionell Frauen die Saison auf der Bühne, dass aber auch im Publikum die weibliche Dominanz derart groß ist, war sicherlich der starken Konkurrenz der Fußballnationalelf geschuldet, die am Freitagabend gleichzeitig Österreich in die Schranken wies.

Was Hausherr und Comedian Rüdiger Höfken veranlasste, die männlichen Besucher zu fragen, ob sie zum Kommen gezwungen wurden. Für den Fall, dass dies so gewesen sein sollte, teilte er fürsorglich den Spielzwischenstand zur Pause und danach mit.

Zum Auftakt schickte er Alice Eßer auf die Bühne. Die Kölnerin mit der kräftigen wandlungsfähigen Stimme führte musikalisch in den Abend ein mit dem wohl einzigen der unendlich vielen Lieder über ihre Stadt, in der deren Name nicht vorkommt. Dieser Ankündigung hätte es nicht bedurft, denn spätestens als die Worte „Dom“ und „Klüngel“ fielen, war klar, woher der Wind weht.

Mit ihren eigenwilligen, chansonähnlichen Interpretationen nach Texten von Trude Herr und Hildegard Knef über Liebe, Lust und Sehnsucht spricht sie Emotionen an. Dabei wechselt sie zwischen impulsiv, humorvoll und tiefgründig. Dazwischen plaudert sie charmant mit dem Publikum, unaufdringlich und mit einem Schuss Selbstironie.

Mit Comedy vom und Liebe zum Land überzeugt die norddeutsche Karibikperle Gesa Dreckmann. Unverbraucht und frech berichtet die Tochter einer Haitianerin und eines Schleswig-Holsteiners über Vorurteile gegenüber Menschen anderer Hautfarbe und wie man sich mit Witz und Schlagfertigkeit dagegen wehrt. Beispiel: Sie habe vielleicht etwas dickere Lippen, die aber anders als bei Urlaubern auf Sylt nichts kosten.

Außerdem lästert sie über „Klugscheißer-Kinder“ namens Konstantin Roderich und stellt in Aussicht, was uns im Zeitalter von Tattoos droht: „Jede Menge Omas mit Arschgeweih.“

Ein Knüller politischen Kabaretts ist Helene Mierscheid, wenn auch viel komödiantischer als gewohnt. Sie rauscht im Leopardenkleid auf die Bühne und kokettiert mit ihrem Hüftgold: „Der Reißverschluss hat sich aus Angst vor mir verabschiedet.“ Dann nimmt die Berlinerin die Politik aufs Korn — mit Wortwitz und Pointen im Minutentakt von oft hinterhältiger Natur.

Eine krisensichere Existenz in der Hauptstadt sei eine Kneipe, eine psychologische Praxis oder ein Domina-Studio. Sie habe alles in ihrem Etablissement vereint. Dort berate sie fast alle politischen Größen. Peer Steinbrück habe zum Beispiel Angst, dass er Kanzler wird. „Ich kann ihn da beruhigen.“

Politiker zu beraten sei wie mit Eunuchen über Sex zu reden. Und als Frau sei es ihr egal, ob ein Mann taub sei oder ihr nur nicht zuhöre. Wenn sie zum Abschied zu „Sex, Drugs und Rock ‚n’ Roll auffordert, kann man nicht sicher sein, ob es nicht doch ernst gemeint ist.