Kabarettpreis Comedy-Talente kämpfen um Kabarettpreis
Krefeld · Bei der Krefelder Krähe setzt sich Peter Fischer vor seinen Konkurrenten durch. Der Preis wird am 6. April zum 15. Mal vergeben.
Die Preisträger des diesjährigen Kabarettpreises Krefelder Krähe dürfen sich schon einmal freuen – das betrifft nicht nur die attraktiven Geldpreise im Gesamtwert von 10 000 Euro. „Alle bisherigen Gewinner des Nachwuchswettbewerbs haben eine steile Karriere hingelegt“, verweist Moderator Jochen Butz auf die sich bietenden Chancen. Der Ideengeber des Preises und Gründer des Krefelder Kabarettensembles ist stolz auf das hohe kabarettistische Niveau, das nicht zuletzt auf das goldene Händchen der Krähen zurückzuführen ist, die aus rund 30 Bewerbern die Vorauswahl der Kandidaten getroffen haben.
Die Auserwählten konnten an den beiden Finalabenden im voll besetzten Kulturpunkt Friedenskirche ausnahmslos überzeugen. Der zweite Abend war qualitativ noch stärker besetzt als der erste. Das begeisterte Publikum sparte nicht mit Applaus.
Fachjury, aber
auch Publikum stimmt ab
Die Gewinner wurden durch einen Stimmenanteil zu jeweils einem Drittel von einer Fachjury aus Kulturschaffenden, von dem Krähenensemble und den Zuschauern ermittelt. Der Münchener Kabarettist Peter Fischer siegte mit Abstand vor seinen Mitstreitern.
In einer Zeit, in der die Gutmenschen die Bösen sind, die Wutbürger die lautesten und die Nächstenliebe an die Wand genagelt wird, hält der talentierte Kabarettist ein Plädoyer für die Menschenrechte und setzt sich für Sanftmut und Kompromisse ein. „Aber bitte für die richtigen, Ihr Deppen.“ Und glänzt mit Wortspielen: „Je mehr rechte Menschen, desto weniger Menschenrechte.“
Seine Texte, die mal nachdenklich, mal lustig sind, untermalt er mit passenden Klängen am Klavier. So unterhält er das Publikum mit einem Lied voller Esprit als Zwiegespräch zwischen Gott und Jesus. Der Rat Gottvaters an seinen lamentierenden Sohn: „Hilf dir selbst, dann hilft dir wenigstens einer.“ Pfiffig und kreativ – ein nachdenklicher Peter Lustig der Bühne. Karrierechance: hoch.
Das zweitplatzierte Duo Blömer/Tillack wirkt ausgesprochen professionell. Die Kabarettisten kommen aus der Fraktion Sport und Schauspiel und legen eine Bühnenshow vom Feinsten hin. Zum Auftakt verkauft Tillak Lose, unter anderem Skrupellose für Banker, Stimmlose à la Andrea Nahles, und für zehn Arbeitslose gibt es ein Freilos. Mit tollen Pantomimen und sportlichen Höchstleistungen beeindruckt er die Zuschauer. Slapstick-Einlagen bereichern das Programm. In einer rasanten Online-Kommunikation von Handy zu Handy zeigen die Künstler, dass sie im digitalen Zeitalter angekommen sind. Prädikat: absolut sehenswert.
Platz 3 geht an Nikita Miller. Der Deutsche mit kasachischen Wurzeln erzählt Geschichten, die vor Überraschungen strotzen. Die Gags kommen wie aus der Hüfte geschossen – hintersinnig, völlig unvorhersehbar, pointiert und ins Mark treffend.
Doch nicht nur die drei Hauptgewinner überzeugten. Auch die anderen Teilnehmer brillierten mit ihrem Können. Gewinnerin der Herzen mit den meisten Stimmen des Publikums ist Fee Badenius. Die Musikerin umgarnte die Zuschauer mit ihrer sanften klaren Stimme und ihrem natürlichen Charme. Dazu trug nicht nur ihre humorvolle Ode auf Krefeld bei. Ihre lyrischen Texte mit kleinen Nadelstichen in bestem Deutsch machen nachdenklich, wenn auch auf leise und sehr unangestrengte Art. Ihre Gitarrenspiel passt sich den Texten wundervoll an.
Wer möchte, kann die ungewöhnliche Künstlerin am Freitag in der Kulturfabrik erleben, wo sie mit ihrer Band auftritt. Für WZ und Kufa zählt sie zu den Rising Stars, die schon mehr als ein Geheimtipp sind.
Überzeugen konnte mit Johannes Floeher ein echter Krefelder und Jugendliteraturpreisträger aus der Poetry-Slam-Szene. Er ist in jeder Hinsicht einfallsreich und originell. Der erst 17-Jährige hat noch viel Potenzial. Ein gestandenes Duo sind Franziska Ball und Marty Jabara. Marty begleitet die singende, stets besorgte Mutter pubertierender Kinder am Klavier, während die Changemanagerin versucht, den Anforderungen von Familie, Erziehung und Haushalt gerecht zu werden. Schließlich steckt der Mann in der Midlife-Krise, da fallen die eigenen Wechseljahre nicht so ins Gewicht.
Verbleibt noch ein weiteres Duo, die Goldfarb Zwillinge. Die kleinen Frauen fegen über die Bühne wie Irrwische, tanzen und zeigen die komische Seite ihres Theatertalents. Zum Beispiel beim Gebet (verkürzt): „Facebook unser, dein Google geschehe und erlöse uns von dem Analogen.“