Harry Potter ist Chemiker
Im Museum Burg Linn reisen Besucher anhand alter Bücher durch die explosive Geschichte der Chemie.
Krefeld. Im Mittelalter glaubten die Wissenschaftler, dass jeder Stoff aus fünf Elementen besteht: Feuer, Erde, Wasser, Luft - und ein geheimnisvolles fünftes. "Die Lateiner nannten es Quintessenz, die Araber Elixir", erklärt Prof. Jürgen Schram. "Und bei Harry Potter ist es der Stein der Weisen."
In der Geschichte der Chemie kennt Schram sich aus wie kaum ein Zweiter: Der Wissenschaftler von der Hochschule Niederrhein sammelt alte Bücher und interessiert sich besonders für frühe Zeugnisse der chemischen Forschung. Mit einigen Prunkstücken seiner Sammlung hat er nun im Museum Burg Linn eine Ausstellung gestaltet: "Das Buch in der Chemie - die Chemie im Buch" zeigt Exponate vom Mittelalter bis heute. Das älteste Stück, ein Glossar chemischer Begriffe, stammt von 1474.
Anhand der Bücher, die in den Vitrinen auch ihre ästhetische Wirkung offenbaren, reist der Betrachter durch die Zeit der Alchemisten. "Sie waren als Goldmacher verschrien", sagt Schram. Dabei wollten viele nur das fünfte Element finden - dessen Existenz durch die Herstellung von Gold bewiesen gewesen wäre.
Unfassbares fassbar gemacht hat die Chemie auch mit der Entdeckung der Gase durch Jan von Helmont. In einem wenig appetitlichen Experiment erkannte der Forscher, dass ein Rülpser eine Kerze ausgehen lässt, wohingegen "der kotige Hauch, der den After verlässt" in "Regenbogenfarben" abbrennt. Ergo erfand Helmont das Wort Gas. "Er hätte es auch Schlawupp nennen können", sagt Jürgen Schram.
Wer sich Zeit nimmt und die Texttafeln studiert, kann mit Hilfe der Bücher einen ganz neuen Blickwinkel auf die Chemie entdecken. Die Entwicklung der Pharmazie kommt ebenso zur Sprache wie frühe Formen von Umweltschutz und die "Tierchemie", heute Biochemie genannt. Für Museumsdirektor Christoph Reichmann ist die Ausstellung die "perfekte Ergänzung" der bereits laufenden Schau zur Geschichte des Naturwissenschaftlichen Vereins. Hier wie dort kommen auch jene auf ihre Kosten, die Physik und Chemie aus Schulzeiten eher in Hassliebe verbunden sind.
Eröffnung am Donnerstag, 18. September, 20 Uhr. Bis 1. März.