Antigone schreitet mit offenen Armen ins nasse Grab
Im Howinol-Werk produzierten drei Krefelder ihre Version von „Antigone“.
Krefeld. Wie Ophelia geht sie ins Wasser, weiß gewandet und mit langem dunklen Haar, die Pulsadern offengelegt, die Arme ausgebreitet: Willkommen, nasses Grab! Die Abschluss-Szene im jetzt präsentierten Kurzfilm "Antigone" geht zu Herzen - der Freitod als Flucht vor der unbarmherzigen Staatsräson. Dazu traurige Klänge der Band Syntonic: "Back to nowhere" - zurück ins Nirgendwo.
Es war ein herrlich romantischer Abend im Uerdinger Kulturhafen, wo das Werkhaus auf dem Gelände des zerfallenen Howinol-Werks schon seit vier Jahren mit Musik und Kunst aktiv ist. Man stapft über die Brache an Mauerresten vorbei, denkt an Einsturz und ist fasziniert vom Charme der Industrieruine.
Im zweiten Stock unterhält zunächst die Meerbuscher Band Esperanto, dann wird es aufregend. Die Zuschauer werden nach nebenan geführt: Im großen Verlies á la Schreckenstein präsentiert das Krefelder Trio der "AusDruckProduktion" (Christian Baakes, Anne Surga, Mirko Strauch) sein filmisches Debüt "Antigone".
"Keiner von uns hatte je was mit Film zu tun, aber wir wollten das Projekt unbedingt machen", berichtet Baakes vom beeindruckenden Engagement bei der No-Budget-Produktion.
Ein Jahr Arbeit und viele helfende Hände sowie die Unterstützung durch das Werkhaus ließen den Kurzfilm in Schwarzweiß entstehen. "Antigone" noch einmal in klassischer Deutung: Weiße Unschuld gegen schwarze Macht. Schnell erkennt man den Drehort wieder - eben der stimmungsvolle Kulturhafen.
Und zum Schluss dieses schöne Wasserbild. Die Krefelder Indie-Band Syntonic hat "Back to nowhere" dazu geschrieben und das Filmmaterial gleich zum Video umgemixt. Das Lied klingt noch im Ohr, wenn man runter auf den schwarzen Rhein blickt. Die angestrahlte Brücke wirft ihr Licht in die dunkle, warme, romantische Nacht.