Beratung im KWM: Original oder Fälschung?
Im Kaiser- Wilhelm-Museum begutachten Experten Kunstwerke.
Krefeld. Lilly Pettigrew ist ein reizendes kleines Mädchen. "Wahrscheinlich englischer Symbolismus", sagt Restaurator Sebastian Köhler. Er blickt auf ein englischen Gemälde des 19. Jahrhunderts. Darauf ist eben jenes Mädchen zu sehen.
So geht es im Kaiser-Wilhelm-Museum jeden ersten Donnerstag im Monat zu: Kunstbetrachtung. Sebastian Köhler und Praktikantin Jill Kruzwicki haben einen Tisch vorbereitet. Ein graues Tuch schützt vor dem Kontakt mit hartem Resopal, eine Lupe liegt bereit und auch ein paar Kopien mit Adressen für alle Fälle.
Was im Fernsehen unter dem Titel "Kunst und Krempel" eine eingefleischte Fangemeinde hat, kann so natürlich im Museum nicht ablaufen. Denn Sebastian Köhler weiß ja noch gar nicht, was die Leute ihm zeigen wollen, kann sich also nicht vorbereiten. Außerdem kann er auch keine verbindlichen Wertangaben machen. "Aber ich kann einen Rat geben, was vielleicht mit dem Bild oder der Plastik geschehen könnte."
So zum Beispiel an diesem Donnerstag, Lilly mit Laute in Öl. Die Besitzer haben schon eine Menge recherchiert. Sie wissen, dass auch Lillys Schwestern Modell saßen, dass alle drei sehr begehrte Modelle auch von bekannten Künstlern waren. Frage der Besitzer: "Wer könnte der Maler sein?" Schwierige Frage, denn das Bild ist nicht signiert.
Der Rahmen ist von Reeves & Sons, original aufgespannt: "Vielleicht können Sie über diese Schiene in England etwas herausfinden", sagt Köhler. Und auf dem Rahmen gibt es noch ein paar verblasste Buchstaben, die man vielleicht unter UV-Licht entziffern könnte.
Aber zunächst kommen andere Interessenten dran. Nun liegt ein sehr großes Ölgemälde mit Goldrahmen - Haus am Wasser - auf dem Tisch, Signatur Heffner. Assistentin Jill kommt auch gleich mit einer Kopie aus dem Thieme-Becker, der Bibel der Kunsthistoriker. Professor Karl Heffner ist kein Unbekannter.
"Das Bild ist sehr stark verschmutzt, der Rahmen ist beschädigt", konstatiert Köhler und fragt, was werden soll. Die Eheleute wollen es verkaufen. Köhler rät, sich noch mal in München bei der Neuen Pinakothek zu erkundigen, denn Heffner lebte in München und ist dort besser einzuschätzen.
Jetzt ist Elisabeth Abts aus Hüls an der Reihe. Sie hat eine Reihe Fotos mit alpenländischen Szenen mitgebracht. Da muss Köhler passen: "Um ein Gemälde zu beurteilen, muss ich das Original sehen", sagt er. Also wird Elisabeth Abts wohl wiederkommen - am nächsten ersten Donnerstag im Monat.