Musikschule: Misstöne hinter maroden Mauern
Die Eltern schlagen Alarm. Jetzt macht eine neue Studie ihnen Hoffnung.
Krefeld. Das Dach ist so marode, dass kein Dachdecker es mehr betreten will. Die Wände sind feucht, der Putz bröckelt ab. Im Keller macht sich Schimmel breit. Dass in Haus Sollbrüggen, wo 1750 Kinder mit Musik in Berührung kommen und Instrumente lernen, dringend etwas geschehen muss, ist unstrittig. Dennoch: Ein politischer Beschluss fehlt bis heute.
Kürzere Wege, engere Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen, bessere Raum-auslastung und geringere Betriebskosten sind nur einige der Argumente, die für den Vorschlag sprechen. Laut Studie stärkt eine Zusammenlegung außerdem "die Bedeutung von Haus Sollbrüggen als wichtiges Zentrum des Musiklebens unserer Stadt".
Baulich wäre die Lösung dank zweier Erweiterungsgebäude ohne Weiteres umsetzbar. Zwar verlöre die Musikschule an den drei anderen Standorten 500 Quadratmeter Fläche, könnte aber durch die Neubauten 750 Quadratmeter gewinnen. Der zusätzliche Raum käme vor allem dem Musiktheater zugute, dessen jetzigen Zustand die Studie "katastrophal" nennt.
Die Kosten für die Anbauten im Westen und Norden von Haus Sollbrüggen beziffert die Studie mit 2,38 Millionen Euro, hinzu kommen 840 000 Euro für die Sanierung der bestehenden Gebäude. Die Gesamtsumme von 3,2 Millionen Euro wird zurzeit in der Politik diskutiert. Im Haushalt für 2008/2009 taucht sie noch nicht auf.
Wie prekär die Lage für die Betroffenen geworden ist, ergibt sich aus einer weiteren Studie, die eher auf Bilder denn auf Worte setzt. Stefan Böcker, Vorsitzender des Elternbeirats der Musikschule, hat den Zustand von Haus Sollbrüggen fotografisch dokumentiert und das Ergebnis an die Fraktionen geschickt. Er versteht das als "Hilferuf aus Elternsicht".
"Ich möchte darstellen, wie dramatisch die Situation ist", sagt Böcker. "Der Zustand der Gebäude ist zum Teil nicht mehr zu verantworten." In der Dokumentation, die der WZ vorliegt, kommen unter anderem die Einsturzgefahr der Dächer und die Feuchtigkeit der Wände zur Sprache. Schon von außen sei Sollbrüggen "eine Schande für unsere Stadt", schreibt Böcker. Und was noch schlimmer ist: "Hinter diesen Mauern werden Krefelder Kinder unterrichtet."