Haus der Seidenkultur: Das Weben ist eine Baustelle
Die Sanierungsarbeiten im Haus der Seidenkultur laufen auf Hochtouren. Das Ganze wird etwas teurer als geplant.
Krefeld. Der Paramentenfabrik Hubert Gotzes, die von 1908 bis 1992 auf der Luisenstraße 15 in Betrieb war, ging es meist gut. Immer wieder musste der Flügelanbau erweitert werden, in dessen ersten Stock acht Jacquardwebstühle standen und immer noch stehen. An ordentliche Fundamente und eine angemessene Versteifung hat man dabei nicht gedacht.
Die wegen mangelhaften Brandschutzes nötige Sanierung des heutigen Hauses der Seidenkultur verteuert sich dadurch, wie Hansgeorg Hauser, Vorsitzender des Fördervereins, bei einem Ortstermin bekannt gab.
Mit 331 000 Euro war die Sanierung angesetzt, jetzt kommen weitere 11 000 Euro für die Statik dazu. Papst Johannes XXIII. sei schuld, sagt Hauser. Das Zweite Vatikanische Konzil unter dessen Führung fand zwischen 1962 und 1965 statt und hatte zur Folge, dass die Priester die Messe nicht mehr mit dem Rücken zur Gemeinde zelebrierten. Also brauchten sie Gewänder, die auf der Vorderseite verziert waren. Die erhöhte Nachfrage brachte die Fabrik erneut zum Brummen und den Flügelanbau des Hauses ins Schwingen — im Rhythmus der Webschiffchen. Risse in den Wänden und der Decke zeugen heute noch davon.
Den Vatikan kann man für die Mehrkosten natürlich nicht belangen. Hauser und Oberbürgermeister Gregor Kathstede, der sich auf der Baustelle über die Arbeiten informierte, haben die Finanzierung aber schon weitgehend sichergestellt.
Der mit 150 000 Euro größte Anteil stammt von der Kulturstiftung der Sparkasse, viele Bürger haben sich zudem mit Spenden engagiert. Beim Landschaftsverband wurden 30 000 Euro beantragt. Die Deckungslücke beträgt noch 25 000 Euro. Zur Sicherheit sind 100 000 Euro in den städtischen Haushalt eingestellt. „Wir, die Krefelder, sind dieses Haus“, betont Kathstede. Das Haus der Seidenkultur ist die einzige historische Textilproduktionsstätte in der „Stadt wie Samt und Seide“. Im Sommer 2013 will Hauser neu eröffnen, dann sollen wieder die Webschiffchen fliegen.