Heimat ist mehr als das alte Plüschsofa

Kreativlabor: Kresch zeigt zur Inszenierung „Heimspiel“ in der Fabrik auch Handyfotos.

Krefeld. Was ist Heimat? Röhrender Hirsch überm Sofa und Blümchentapete an der Wand? Oder steckt vielleicht doch viel mehr hinter diesem Begriff? Immer wieder hat man sich mit dieser Frage beschäftigt und die Menschen befragt.

Dieser Frage stellt sich demnächst auch das Kresch-Theater in seinem nächsten "Heimspiel". Nach dem ziemlich erfolgreichen Projekt "Brecht aus dem Theater", bei dem im vergangenen Jahr gleich mehrere Jungregisseure leere Ladenlokale spielerisch belebt hatten, hat sich das Kresch-Kreativlabor diesmal mit dem vielseitigen Begriff der Heimat auseinandergesetzt.

Zwanzig Jugendliche sind derzeit dabei, mit kleinen Stücken, Filmen, Texten einen multimedialen Abend zu kreieren, der an diesem Freitag, 24. August (19 Uhr), in der Fabrik Heeder gezeigt wird. Vorab und gleichsam als Einstimmung darauf ist in der dort beheimateten Fotogalerie derzeit die Ausstellung "Heimatbilder - Schnappschüsse aus der Heimat des Alltags" zu sehen.

Mit heute schon fast üblich gewordenen Handyfotos, die kleine Szenenfolgen beschreiben, nähern sich die Jugendlichen dem Thema ganz unterschiedlich. Die bekannten Klischees werden bedient, von der gemusterten Tapete über Plastikrosen bis zum Plüschsofa. Naja! Aber auch alltägliche Probleme bis hin zur Gewalt finden sich hier.

Die in der Vergrößerung ziemlich grobkörnige Qualität der Bilder unterstreicht den alltäglichen, bewusst unkünstlerischen Charakter des Lebens, das diesen Begriff "Heimat" oft mit Sinnsuche, unterschiedlichen Erlebnissen und Verlusten in Zusammenhang bringt. Neben hier und da schon etwas befremdlichen Themen wie Selbstmord und Vergewaltigung gibt es auch klassische Annäherungen.

So hat etwa Elena Brass das gerahmte Foto ihrer Großmutter auf ein plüschiges Sofa gestellt. Heimat hat eben auch viel mit Familie zu tun, mit dem engen Kreis, in dem man als Kind aufgewachsen ist und die Welt erfahren hat.

Eindringlich auch die Textinstallation "wie immer" von Erik Keil. Auf der gemusterten Tapete finden sich kleine Textinseln, die stets ein "wie immer" enthalten. Heimat, das ist auch nach Hause kommen, wo alles "wie immer" seinen Platz hat. Doch das stets Wiederkehrende hat zwei Seiten, es bietet Geborgenheit und zugleich auch Enge. Beides kann auch auf Heimat zutreffen. Vielleicht weiß die Aufführung von "Heimspiel" am Freitag noch einige Antworten mehr auf diesen facettenreichen Begriff.