Wiedereröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums Hentschel lockt mit Abenteuer ins KWM
Die Wiedereröffnung des runderneuerten Kaiser-Wilhelm-Museums hat im Krefelder Ausstellungsjahr 2016 einen zentralen Platz.
Krefeld. Der Höhepunkt des diesjährigen Ausstellungsjahrs der Krefelder Kunstmuseen steht bereits fest: Nach sechs Jahren wird das Kaiser-Wilhelm-Museum wiedereröffnet. Auch wenn das genaue Datum immer noch nicht feststeht, hat das lange Warten ein Ende.
Mit dem Neubeginn geht zeitgleich eine Ära zu Ende, da Museumsdirektor Martin Hentschel im August in den Ruhestand geht. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Sylvia Martin und Magdalena Holzhey stellte er jetzt das Jahresprogramm vor. Hentschel freut sich auf ein spannendes Jahr und hat dabei vor allem die Wiedereröffnung im Blick.
„Das Abenteuer unserer Sammlung I“ wird die große Eröffnungsschau heißen. „Mit der Bezeichnung ,unserer’ versuchen wir den Krefeldern einen Moment der Identifikationsfindung zu geben“, sagt der Museumschef mit einem Lächeln. Auch der Begriff Abenteuer ist vielschichtig zu verstehen: „Die Sammlung hat über die Jahrzehnte selbst ein Abenteuer durchgemacht, sie ist sehr heterogen.“
Dementsprechend soll die Ausstellung die großen Unterschiede, aber auch die inneren Bezüge aufzeigen. Als Beispiel nennt Hentschel eine Gegenüberstellung einer über 500 Jahre alten Figur der hl. Anna mit einer Skulptur von Kiki Smith von 2008. „Zwischen den beiden besteht eine geistige Verwandtschaft“, betont Hentschel. Mit diesem Konzept soll die Betrachtung selbst ein Abenteuer werden.
Zur Eröffnung wird auch der erste Teil des Bestandskatalogs erscheinen. Darin werden 800 Werke aus der Zeit von 1945 bis heute aufgelistet und abgebildet sein. 130 ausgewählte Arbeiten werden in kurzen Aufsätzen näher vorgestellt. Mit einem Umfang von gut 500 Seiten dürfte es die bisher gewichtigste Publikation der Kunstmuseen sein.
Unter dem Titel „KWM Pur“ bekommen die Krefelder noch vor der Eröffnungsschau ein Wochenende lang die Gelegenheit, das Museum als leeres architektonisches Gebäude zu sehen. „Mit dem genauen Termin rechnen wir Ende Januar“, sagt Sylvia Martin, stellvertretende Museumsdirektorin. Auch zur Geschichte des Museums als historisches Gebäude wird eine Publikation vorbereitet.
Den Jahresauftakt macht im Frühjahr (ab 20. März) eine große Doppelausstellung in den Häusern Lange und Esters. Unter dem Titel „Die Kräfte hinter den Formen — Erdgeschichte, Materie, Prozess in der zeitgenössischen Kunst“ zeigen zwölf Künstler ihre Arbeiten. Der Titel bezieht sich auf ein Zitat von Per Kirkeby, selbst Künstler und studierter Geologe. Zentrales Thema wird dabei der Umgang des Menschen mit Natur und Materie und die daraus resultierenden Folgen sein. „Es ist aber keine Illustration ökologischer Probleme“, betont Kuratorin Magdalena Holzhey.
Ab dem 25. September ist im Haus Lange eine Einzelschau des Künstlers Ludger Gerdes (1952-2008) zu sehen. „Er ist für die 80er Jahre ein sehr wichtiger Künstler, mit der Gruppe ,Modellbauer’ hat er damals Kunstgeschichte geschrieben“, erläutert Kuratorin Sylvia Martin. Gerdes hat sich auch mit englischen Landschaftsgärten beschäftigt, ein Ergebnis davon ist seine Skulptur „ICHS“, die seit 1989 im Garten von Haus Esters steht.
Parallel zu dieser Schau gibt es im Haus Esters einen Dialog zweier Künstlerinnen. Arbeiten der jungen tschechischen Künstlerin Eva Kot’atkova, die 2013 auf der Biennale in Venedig mit einer Installation für Aufsehen gesorgt hat, werden mit dem Werk der früh verstorbenen Italienerin Ketty La Rocca (1938-1976) kombiniert.
An zwei Wochenenden (26. bis 28. Februar und 2. bis 4. September) sind die beiden Mies-Villen zu den Krefelder Architekturtagen ebenfalls „pur“ zu erleben. Die Themen lauten diesmal „Modern wohnen. Möbeldesign und Wohnkultur“ und „Mies van der Rohe und der Raum“. Vom 8. August bis 1. September bleiben die beiden Häuser wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.