Künstlerhaus am Stadtwald „Hier zu arbeiten, ist ein Traum“
Der Maler Frank Jacob Esser wohnt mit seiner Familie im Krefelder Künstlerhaus — mehr Bürger sollen das Gebäude kennenlernen.
Krefeld. Vergissmeinnicht und Buchsbäume säumen den schmalen Weg zum Haus. An der noblen Hüttenallee gelegen, hebt sich das gelbe Gebäude mit seinem torartigen Vorbau schon von weitem optisch von den übrigen Häusern ab. Es liegt den teuren Villen gegenüber und bereits der liebevoll gestaltete Vorgarten deutet auf eine fantasievoll-künstlerische Atmosphäre hin.
Seit bald sieben Jahren wohnt der Krefelder Maler Frank Jacob Esser dort mit seiner Familie. Das 1908 erbaute Haus ist ein kleines Architekturjuwel. Die Pläne sind von Joseph Olbrich, der mit der Wiener Secession eines der schönsten Jugendstilgebäude geschaffen hat. 1906 plante er in Düsseldorf das Kaufhaus Tietz (heute Kaufhof) an der Königsallee. Der Kontakt nach Krefeld kam über Friedrich Deneken, den damaligen Direktor des Kaiser-Wilhelm-Museums zustande. Gemeinsam mit Bauherrn Albert Oetker verfolgte Deneken die Idee einer ganzen Künstlersiedlung am Stadtwald.
Geblieben ist es nur bei diesem einen Haus, das einen prominenten ersten Mieter hatte. Johan Thorn-Prikker, der mit Olbrich befreundet war, kam als Lehrer damals an die Krefelder Kunstgewerbeschule. Er blieb nur knapp zwei Jahre, begründete aber die Tradition des Künstlerhauses, die mit dem Bildhauer Franz Brahmstaedt (Kinderbrunnen an der Hohenzollernallee) und dem Maler und Keramiker Peter Bertlings seine Fortsetzung fand.
Herzstück des Hauses ist nämlich das großzügige Atelier, das vom Keller bis zum Dach fast die gesamte Haushälfte einnimmt. „Hier zu arbeiten ist ein Traum“ sagt Esser dazu. Über eine Länge von fünf Metern kann er hier seine Staffelei ausfahren, für die Entstehung seiner üppigen, märchenhaften Bildwelten geradezu ideale Voraussetzungen.
Die Idee, wohnen und arbeiten unter einem Dach zu verbinden, war auch für Essers Frau Jutta Wittmann, ein Grund, sich dort niederzulassen.
Als die beiden sich als Mieter bei der Stadt beworben haben, ahnten sie nicht, auf was sie sich einlassen würden. „Der Sanierungsbedarf war enorm“ sagt Wittmann. Vor allem eine mangelhafte Heizung machte das Wohnen in der ersten Zeit fast unerträglich. Inzwischen ist das Haus für die kleine Familie nicht nur bewohnbar geworden, sondern in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege an vielen Stellen auch wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt worden.
Das alles hat viel Kraft und Zeit gekostet, doch der Idealismus hat sich gelohnt. „Komfort ist hier nicht selbstverständlich, man muss etwas dafür tun“ sagt Wittmann. Gemeinsam mit ihrem Mann möchte sie das Haus jetzt auch mehr als kommunikativen Ort für Besucher öffnen. Ein erster Schritt ist mit der Kindermalschule gemacht, deren Name „Roter Fuchs“ eine Idee von Sohn Fynn war. In kleinen Gruppen wird gemalt, gezeichnet und vieles ausprobiert. Ort ist das Künstleratelier, in dem die Kinder einmal im Jahr dann auch ihre Ergebnisse in einer Ausstellung präsentieren können. Dafür räumt Esser seine eigenen Arbeiten beiseite.
Auch Projekte im Rahmen des Kulturrucksackes leitet das Paar. Als gelernte Theaterpädagogin möchte Jutta Wittmann als nächstes auch eine Theatergruppe für Mädchen ab 13 Jahren gründen. „Wir wollen nicht in Konkurrenz zu andern kreativen Angeboten treten, eine Vernetzung wäre schön.“ betont Wittmann. Auch Lesungen im kleinen Rahmen könnte sie sich vorstellen. Gemeinsames Ziel des Paares ist es, das Haus wieder mehr ins Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu rücken. „Wir wollen kein Museum daraus machen.“