Historiker blicken auf das Unfassbare der Pogromnacht
Ingrid Schupetta schildert die Krefelder Pogromnacht.
Krefeld. Die Anweisung aus Berlin war klar und unmissverständlich: Insbesondere wohlhabende Juden seien festzunehmen, gesund und nicht zu alt. Gebäude sollten die Häscher nur dort anzünden, wo kein Flächenbrand drohte, und jüdische Gemeindeunterlagen in jedem Fall sichern.
Zumindest diese letzte Anweisung kam für Krefeld zu spät: Die wertvollen Papiere aus dem Gemeindearchiv hatten in der zentralen Synagoge als Brandbeschleuniger gedient.
Anschaulich und detailgetreu beschreibt Ingrid Schupetta, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle, den Verlauf des Novemberpogroms 1938 in Krefeld: die Verhaftung der Juden, die hier zu Hause waren, ihre Deportation ins Konzentrationslager Dachau und die verzweifelten Versuche der Angehörigen, Kontakt mit ihren Lieben aufzunehmen.
Der Aufsatz, passend zur Ausstellung in der Villa Merländer, ist nun in einem Buch nachzulesen, das der Arbeitskreis der Gedenkstätten in NRW vorgestellt hat. "Gewalt in der Region" nähert sich den Geschehnissen des 9. und 10. November 1938 in Westfalen und dem Rheinland. Im Blickpunkt stehen nicht nur die Zerstörungen, sondern auch Einzelschicksale - mit eindrucksvollen historischen Fotos.