Sie blicken auf humoristische Weise tief in die Seele der Popmusik und –Industrie. Wie kam es dazu, dass aus Markus Henrik Dr. Pop wurde? Sie haben unter anderem „Popmusik“ studiert, was muss man sich unter diesem Studium vorstellen?
Interview „Ich habe ein schönes, buntes Gerät dabei“
Krefeld · Dr. Pop – Markus Henrik – macht Comedy rund um Popmusik. In seinem Programm „Hitverdächtig“ entschlüsselt er Musik – auch mithilfe eines „Sample-Pads“.
Markus Henrik – alias Dr. Pop – hat tatsächlich einen Doktortitel in „Popmusik“ und nähert sich dieser auf komödiantische aber zeitgleich informative Weise. Mit seinem Solo-Live-Programm „Hitverdächtig“ kommt er auch nach Krefeld und verrät uns vorab, was uns bei seinen Auftritten erwartet.
Markus Henrik: Ich habe zunächst Bücher geschrieben und meine Lesungen recht lebendig gestaltet. Zum Beispiel mit einer Gitarre im Gepäck. Zudem habe ich für den WDR und RBB viele Radiocomedys zum Thema Musik produziert. Die Inhalte habe ich dann irgendwann auf der Bühne präsentiert: in Stand-up-Form. Musiker oder Künstler sind stets auch Forscher. Bevor die Beatles ihr erstes Album veröffentlichten, hatten sie etwa 500 Songs anderer Musiker auf dem Kasten. Eine universitäre Ausbildung kann etwas Struktur in den Prozess bringen. Bei einem Popmusik-Studium blickt man viel hinter die Kulissen.
Sie sind mit Ihrem fachkundigen und zeitgleich spitzzüngig ironischem Blick auf Popmusik vornehmlich auch im Radio präsent. Wie gelingt es Ihnen, diese Art der Musik-Comedy auch live auf die Bühne zu bringen?
Henrik: Ich habe ein schönes, buntes Gerät dabei: ein Sample-Pad. Damit kann ich recht dynamisch in meiner Show Musik-Samples abspielen und auch spontan auf Zuschauer-Vorlieben reagieren. Im ersten Teil meiner Show geht es um geschichtliche Dinge in der Popmusik, im zweiten dreht es sich mehr darum, wie wunderbar wir Musik für unseren Alltag positiv nutzen können.
Sie führen Schlager – vergleichen beispielsweise Andrea Berg mit einem Holzfällersteak oder gar Chrystal Meth – oder etwa auch Gangster-Rapper gerne bei Ihren Shows vor. Das sind natürlich extremere Beispiele, aber wie sieht Dr. Pop die Entwicklung der populären Musik von heute?
Henrik: Ich sehe die eigentlich recht positiv. Die Möglichkeiten, seine Musik einem großen Publikum zu präsentieren, sind vielfältiger geworden. Die Genres werden abwechslungsreicher. Unsere Zeit bringt weiterhin talentierte, geniale Songwriter hervor. Zum Beispiel Ed Sheeran. Der hat übrigens 2012 in meiner Heimatstadt bei einem Festival gespielt, bevor seine Weltkarriere losging – in Bochum. Das kann kein Zufall sein.
Wie lässt sich die heutige Popmusik-Ästhetik beschreiben, wenn es sie denn gibt?
Henrik: In der Popmusik-Forschung wird sie mit Chips-Essen verglichen. Das bedeutet, alle vier bis fünf Sekunden muss es einen neuen Reiz geben. Man soll nicht aufhören zuzuhören. Eine Meisterin dieser Produktionen ist Sia. Das werde ich in meiner Live-Show demonstrieren, mit einigen Soundbeispielen, aber ohne Chips.
Gibt es so etwas wie ein Geheimnis von erfolgreichen Popsongs, und wie könnte das aussehen?
Henrik: Man sucht immer wieder nach der Hit-Formel. Und tatsächlich gibt es gewisse Strukturen, die einen Hit wahrscheinlich machen. Die Hookline, also der potentielle Ohrwurm, muss sich zum Beispiel in einem gewissen Intervall abspielen. Jeder Song braucht ein Alleinstellungsmerkmal. Das kann ein Wort sein, das man nicht mehr aus dem Kopf bekommt oder ein ganz bestimmter Sound. Allerdings bleibt das Hits-Schreiben immer noch ein Mysterium. Zum Glück.
Will man einen Kunsthistoriker ärgern, fragt man ihn nach seinem Lieblingsbild; wir wollen Sie nicht ärgern, fragen aber gerne: Hat Dr. Pop einen Lieblingssong?
Henrik: Aktuell ist es „Hum“ von Crouse. Ich liebe diesen Song.
Was zeichnet die Musik, die Sie schätzen, aus?
Henrik: Das ist dann Liebe auf den ersten Ton. Man ist sofort gepackt und weiß gar nicht warum. Entweder ist es eine Ballade, deren Klang und Botschaft ich als sehr authentisch empfinde oder es ist ein schnellerer Song mit einem Drive, der mir im Alltag ein besonders gutes Gefühl gibt. Zum Beispiel „Hum“ von Crouse. Den Song kann man ruhig zweimal erwähnen.
Was treibt Sie im innersten Kern an und um? Möchten Sie unsere Sicht auf Popmusik schärfen, die Musikwelt vielleicht ein bisschen besser machen, oder geht es einfach nur um Unterhaltung?
Henrik: Es geht immer um die Liebe zur Musik. Ich finde es faszinierend, dass uns Balladen beruhigen können. Wegen der Frequenzen im Klang, aber auch weil uns das ruhige Tempo an den Herzschlag unserer Mutter erinnert, als wir noch im Bauch waren. Viele Songs kann man auch motivierend und aktivierend im Alltag einsetzen. Ich freue mich, wenn Zuschauerinnen und Zuschauer aus meiner Show gehen und sagen: So habe ich Musik noch nicht gehört.
Am 17. Januar kommen Sie mit Ihrem Programm „Hitverdächtig“ in den Südbahnhof nach Krefeld. Was erwartet den Besucher?
Henrik: „Hitverdächtig“ ist eine Musik-Comedy-Stand-up-Show. Das Publikum lernt den längsten und kürzesten Song der Welt kennen. Es geht darum, wie Songs zu Hits werden, wie sich der deutsche Schlager gewandelt hat oder wie Streaming-Dienste die Musik verändern. Wer mag, kann mir in der Pause Musik-Fragen auf ein Kärtchen schreiben, die ich dann live auf der Bühne beantworte. Ich spiele auch etwas am Klavier. Eine Show für alle, die Musik lieben oder noch damit anfangen wollen.
Dr. Pop kommt in der Reihe „Wohnzimmer Comedy“ (WZ Comedy) von Rheinkonzerte und der Westdeutschen Zeitung am Freitag, 17. Januar, um 20 Uhr in den Südbahnhof (Saumstraße 9). Karten kosten 18,60 Euro und können online oder bei den bei bekannten Vorverkaufsstellen erworben werden.