Niederrheinische Sinfoniker Neujahrskonzert im Theater überzeugt nicht immer

Das Neujahrskonzert der Niederrheinischen Sinfoniker im Theater Krefeld konnte nicht durchgehend gefallen, wurde aber immer stärker.

 Von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson hätte man sich mehr Inspiration gewünscht.

Von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson hätte man sich mehr Inspiration gewünscht.

Foto: Mark Mocnik

„O Freunde, nicht diese Töne! Sondern lasst uns angenehmere anstimmen und freudenvollere!“. Dieser gesungene Text aus Schillers „Ode an die Freude“, den Ludwig van Beethoven im vierten Satz seiner neunten Symphonie deklamieren ließ, war am Neujahrstag in diesem Falle aktuell ungewollt visionär und bedrückend zugleich. Ein Schatten lag über dem Neujahrskonzert der Niederrheinischen Sinfoniker im Theater Krefeld, das zunächst nicht angenehmere und freudenvollere Töne zuließ – das in der Silvesternacht abgebrannte Affenhaus im Krefelder Zoo, in welchem Dutzende Tiere starben.

Vielleicht lag es an dieser bedrückenden Nachricht, dass der Beginn von Beethovens „Neunter“ noch nicht so richtig zündete. „Allegro ma non troppo e un poco maestoso“ klang noch nicht majestätisch. Akkurat und zügig musiziert, dennoch recht emotionslos, mit sprödem Streicherklang. Verstärkt wurde der Eindruck durch die trockene Akustik des Theatersaales. Hier hat es jeder Musiker schwer, farbenreiche Klänge zu entfalten.

Der zweite Satz „Molto vivace-Presto“ war dann auch weniger von Klangmalerei als vielmehr von sachlicher Präzision geprägt. Die Streicherpassagen wurden rhythmisch genau und durchaus virtuos gemeistert, unterstützt von ebenso sauberen Einsätzen der Bläser, die in Horn, Oboe, Trompete, Flöte und Fagott auch solistisch überzeugten. Letztendlich fanden die Musiker doch noch zu schwungvollem und dynamisch mitreißendem Spiel.

Diese Inspiration nahmen sie mit in den langsamen dritten Satz „Andante molto e cantabile-Andante moderato“, bei dem die Streicher zeigen konnten, zu welch warmem und sanftem Orchesterklang sie fähig sind, mit schönem Dialog-Spiel zwischen Streichern und Bläsern.

Man hätte sich vom Dirigenten Mihkel Kütson gewünscht, dass er sich von seinen Sinfonikern hätte inspirieren lassen, spontan und intuitiv diesen Satz musikalisch mitzugestalten. Man hatte beim Zuhören jedoch eher den Eindruck, er beschränke sich auf rein konstruktive Zeichengebung und verwalte die Beethovensche Partitur bloß. Der „schöne Götterfunken“ ging von ihm nicht aus.

Das finale Presto nahm er in einem rasanten Tempo, was wohl in Anbetracht der trockenen Raumakustik angebracht war. Mit den Trompeten kam freudestrahlender Glanz auf. Die Solisten Dorothea Herbert (Sopran), Boshana Milkov (Alt), Kairschan Scholdybajew (Tenor) und Johannes Schwärsky (Bariton) präsentierten sich allerdings durch dieses Tempo eher gehetzt, sie waren bemüht, das Metrum zu halten, was ihnen mit Energie auch ordentlich gelang. Leider wirkte manch gesungene Passage dadurch gepresst oder schrill. Kütson beharrte bei seinem Dirigat konsequent auf diesem schnellen Tempo. Weniger wäre mehr gewesen.

Der Chor, bestehend aus dem Opernchor und Extrachor des Theaters Krefeld Mönchengladbach sowie dem Niederrheinischen Konzertchor, (Einstudierung Maria Benyumova und Michael Preiser) hatte seine stärksten Momente im finalen „Seid umschlungen Millionen!“. Hier entfaltete er in allen Stimmen mit kraftvollem Gesang einen finalen Glanz, der mit kräftigem Applaus im ausverkauften Theater belohnt wurde. So wünscht man sich den Beginn des Beethoven-Jahres, an dessen Ende der Meister 250 Jahre alt wird.