Fotografie Volker Döhne — Hauptsache Bunt

Der Krefelder Fotograf hat ein Buch veröffentlicht, in dem er die farbenfrohe Bundesrepublik Ende der 70er Jahre zeigt.

Volker Döhne  in seiner Ausstellung im Krefelder Kunstverein 2015.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Farbe ins Leben zu bringen, ist ein Bestreben der Menschen. Sie aus natürlichen oder tierischen Stoffen für Textilien oder für Bilder herzustellen benötigte kostbare Zeit und ließ die Preise entsprechend ansteigen. Das änderte sich maßgeblich erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Brite William Henry Perkin (1838-1907) 1856 zufällig den ersten synthetischen Farbstoff erfand, Mauvein, einen Violett-Ton.

Auf Basis dieser Entdeckung folgte eine Explosion der Farben. Der Alltag wurde immer bunter bis hin zur Einführung des Farbfernsehens im August 1967 in der Bundesrepublik. Aus dieser Epoche stammen die Fotos des Becher-Schülers Volker Döhne, die nun im Kölner Greven Verlag mit dem Titel „Bunt“ erschienen sind.

Bernd Becher und Volker Döhne diskutierten in den 1970er-Jahren intensiv über die Qualität der Farbfotografie, deren Vor- und Nachteile. Mit seiner Reihe „Bunt“ (1979) experimentierte Döhne dem Titel entsprechend mit Farbe und emanzipierte sich von der Schwarz-Weiß-Fotografie der Düsseldorfer Akademiezeit.

„Becher störte vor allem, dass die Diapositive farbstichig waren und seiner Ansicht nach zu stark von der Realität abweichen“, schreibt die Kulturredakteurin Catrin Lorch in dem Band „Bunt“. Deswegen konzentriere sich Döhne, seine Aufnahmen stimmig zu gestalten. „Sie verweisen nicht auf die außenliegende Wirklichkeit, sondern sind ganz auf sich konzentriert, auf die eigene Palette, die Kontraste und Wirkungen, die sie mitbringen“, so Lorch.

Döhne betrachtet sich als Sammler, der wohl wissend, was er sucht, spazierend durch das Land und die Stadt streift. „Bunt“ wurde in Remscheid und Wuppertal aufgenommen: mal einzelne Pkw, mal eine kleine Gruppe oder als Lindwurm entlang von Feldwegen. Das oberirdisch geparkte „Blech“, am besten vor der eigenen Haustüre, galt als Status-Symbol einer autoaffinen Gesellschaft, die ihre wiederaufgebauten Städte dem ungehinderten Verkehrsstrom angepasst hatte.

„Die Autos waren bunt und Remscheid grau“, erinnerte sich Döhne bei einer Ausstellung 2015 im Krefelder Kunstverein. Obwohl jedem Auto mindestens ein Fahrer zuzuordnen ist, einige Bilder auch sich bewegende Pkw zeigen, entdeckt der Betrachter keinen einzigen Menschen – diese Abwesenheit des Menschen gilt auch für andere seiner Reihen, wie für die Lauben von Schrebergärtnern, die ebenso in dem Band zu sehen sind.

Deren Gestaltungspalette reicht von akkurat gestrichenen Gartenhäusern bis hin zu Farbkollagen, die eine unbedingte Resteverwertung einer Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit erahnen lässt.

Völker Döhne, Jahrgang 1953, arbeitete von 1980 bis 2018 als Fotograf und Gestalter an den Kunstmuseen Krefeld. Eine lange Folge von Kunst-Fotografien, Plakaten und über 150 Kataloge tragen seine gestaltende Handschrift. Der in Remscheid geborene Döhne studierte von 1975 bis 1980 an der Kunstakademie Düsseldorf. Ende der 1970er-Jahre zählte er zu den Schülern der ersten Fotoklasse von Bernd Becher an der Kunstakademie. Dort studierte er bereits seit 1975 zuerst Buchkunst und Gestaltung, später wechselte er zu Becher und Tünn Konerding.

Die Kunstmuseen Krefeld widmeten Döhne mit der Ausstellung „Sucher und Finder“ (2018/19) eine große Retrospektive. Zuletzt wurden Arbeiten von ihm unter anderem im Städel Museum in Frankfurt am Main zusammen mit Werken von anderen Becher-Schülern wie Andreas Gursky, Candida Höfer, Axel Hütte und Thomas Ruff gezeigt.

Das Buch „Bunt. Farbige 1970er-Jahre Studien von Volker Döhne“, mit einem Text von Catrin Lorch ist Greven Verlag Köln erschienen und kostet 20 Euro.