Ausstellung Trio stellt surreale Tierdarstellungen aus
Die Gemeinschaft Krefelder Künstler präsentiert skurrile Arbeiten von Kreativen aus der Region. Eine spannende Ausstellung.
Große Nasen, die in einen Raum hinein schnüffeln. Vögel, die bestimmt nicht fliegen können. Schlüssel, denen man schon eher zutraut, mit den an ihnen befestigen sechs Beinchen irgendwo hinzukrabbeln. Die Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK) hat ihren Ausstellungsraum Kunst-Spektrum wieder einmal Gästen aus der Region geöffnet. Christiane B. Bethke aus Mönchengladbach, Martje Verhoeven aus Kleve und Czaja Braatz aus Schwalmtal nennen ihre Schau „BerührungsPunkte“. Skurrile, meist surreale Tierdarstellungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Gruppenausstellung.
Von Schlüsseln, gebogenen Drahtbeinchen und Morsezeichen
Zwei von Bethkes Schlüsselameisen laufen Holzlatten hinauf, mehrere krabbeln auf einer Fensterbank im Treppenhaus des Kunst-Spektrums umher. Natürlich laufen und krabbeln sie nicht tatsächlich, aber das Verblüffende an diesen kleinen Objekten aus Schlüsseln und gebogenen Drahtbeinchen ist die Illusion ihrer Lebendigkeit.
Ihre anderen Werke beschäftigen sich mit einem ganz anderen Thema. Hier geht es um Information und ihre Wahrnehmung. Auf fünf größeren Tafeln benutzt Bethke Morsezeichen, in weiteren Arbeiten setzt sie die Symbole der Blindenschrift ein. Diese Werke scheinen nur dekorativ, tatsächlich aber verbergen sich hinter den Zeichen auch Texte. Als Aufforderung zur Entzifferung liegen Zeichentabellen aus. Das ist in Zeiten der schnellen Information, aber eben auch Desinformation – also der vielleicht meist unbewussten Aufnahme von Textbotschaften – schon ein Statement. Man wird zur Entschleunigung des Lesens aufgerufen.
„Die Nasen“ der Künstlerin Czaja Braatz sind das vielleicht witzigste Werk der Ausstellung. Neun rüsselartige Nasen, zu kurz, um realistisch Elefantenrüssel zu imitieren, hängen an der Wand und wirken so lebendig, als würden Tiere durch Löcher hindurch den Raum erst einmal riechend erkunden, bevor sie vielleicht durch die Wand hindurch brechen?
Beklemmend hingegen wirken, je länger man sie betrachtet, die Vogelplastiken der gebürtigen Niederländerin Martje Verhoeven. Die augenlosen Objekte wirken wie Fabelwesen oder schlimmer: wie degenerierte Kreaturen. Die gedrungenen Körper erinnern ein wenig an Pinguine, haben aber kein schwarzweißes Federkleid. Ein beiger Farbton bestimmt diese Mutationen, deren fiktive Herkunft eine lichtlose Welt sein könnte. Sie arbeitet gerne mit Materialien aus der Natur, so hockt eine ihrer Vogelskulpturen in einer Art Nest, dessen Boden mit Federn bestreut ist. Sechs rechteckige Wandobjekte sind aus zusammengenähten Tierhäuten und Fellen hergestellt. Den abstrakt strukturierten Patchwork-Arbeiten haftet ein morbider Charme an, der seltsam berührt.
Haben wir es hier mit einer archaisch anmutenden Materialverwertung zu tun, will die Künstlerin uns an unsere Vergangenheit als Jäger und Sammler erinnern? Man darf rätseln.
„Häutung“ nennt Czaja Braatz eine Arbeit, die aber schnell ihren künstlichen Charakter offenbart. Als Material hat sie für den unregelmäßig geformten wie gefalteten und großflächigen Stofffetzen Baumwolle verwendet. Natürlich wirkt diese Hülle wie eine Hinterlassenschaft, aber dann eben eine, die wie bei einer Häutung in der Natur kein Ende bedeutet, sondern die einen Übertritt in eine nächste Lebensphase markiert.