Zeitgenössischer Tanz Zwei musikalische Welten verbinden sich
Krefeld · Die Schweizer Compagnie Linga präsentiert zum Abschluss der Tanztage „Move“ ihre faszinierende Chorographie „Solographies“.
Stockfinster wird es auf der Studiobühne I. Undefinierbare Geräusche erklingen, ein Pfeifen, ein Rauschen und etwas mit dem Potential zum tiefen bedrohlichen Dröhnen. Eine Person mit dem Rücken zum Publikum schreitet mit abrupten Bewegungen vorwärts. Das zunehmende Licht lässt erkennen, dass es sich um eine Frau (Raquel Miro) handelt.
Bevorzugt im Rückwärtsgang bewegt sie sich, schöpft den Raum der Bühne dabei voll aus. Kämpft sie gegen einen unsichtbaren Feind? Ist ihr Tanz Ausdruck innerer Zerrissenheit? Weiß sie nicht, wohin sie will? Signalisiert sie Schmerzen?
Die Schweizer Compagnie Linga gestaltet mit ihrer Produktion „Solographies“ am Samstag den Abschluss des Festivals „Move! - 17. Krefelder Tage für modernen Tanz“ in der Fabrik Heeder. Die Choreographie stammt von Katarzyna Gdaniec und Marco Cantalupo.
Dann betreten die beiden weiteren Tänzerinnen dieser Aufführung, Dorota Lecka und Ai Koyama, die Bühne. Der Tanz zweier Frauen entwickelt sich zu einem Streit, ihre Körpersprache zeigt unmissverständlich eine feindliche Grundhaltung. Die dritte mischt sich immer wieder ein und versucht, die Streithennen zu trennen.
In der elektronischen Musik blitzen hin und wieder Fragmente von höchst kontrastreicher Musik zu den elektronischen Klangkollagen auf: Walzerklänge von Johann Strauss.
Diese werden schließlich zur uneingeschränkten musikalischen Vorlage, und Koyama tanzt zum unverfremdet abgespielten Walzer „An der blauen Donau“ ihre Interpretation, die in jedem Augenblick ein Ausdruck zeitgenössischen Tanzes ist. Eine eindrucksvolle wie faszinierende Verbindung zweier musikalischer Welten gelingt ihr damit.
Einen starken Abschluss des Ballettabends stellt der Tanz der drei Frauen auf und um drei Denkmalsockel dar. Die Lichtführung mit den auch wechselnden Lichtquellen in den rollbaren Holzkästen gibt den Bewegungen der Tänzerinnen noch unerwartete Effekte und besondere Reize im wieder abgedunkelten Bühnenraum.
Die drei Künstlerinnen dürfen sich auf den Denkmalsockeln auch synchron bewegen, was in diesem Zusammenhang besonders deutlich zu verfolgen ist. Individueller sind dagegen ihre Tänze, bei denen sie ihre engen weißen Röcke mit Bewegungen in fast schon geometrische Formen ziehen und damit ihre Körperhaltungen um ein Element bereichern.
Natürlich arbeiten sich die Tänzerinnen am Ende langsam wieder mit einem großen Bewegungsrepertoire von ihren erhöhten Positionen herunter auf den Bühnenboden. Das Publikum ist begeistert von der Vorstellung der Compagnie Linga.