Café Sarah im Theater Integration geht auch am Kicker-Tisch
Guter Start für das erste Café Sarah im Theater: Am 26. Mai steigt eine Rock-Nacht im großen Saal des Theaters.
Krefeld. Sie schüttelt lächelnd den Kopf. Barbara Jeremias (18) ist kein Flüchtling. Die Ungarin ist nicht vor ihrem Premierminister Victor Orban nach Krefeld geflohen. Vielmehr ist sie mit ihren Eltern hierher gezogen, weil die beruflichen Chancen für ihren Vater als Bautechniker größer waren.
Und Barbara Jeremias ist Teil einer Premiere. Erstmals spielt die Trommel-Gruppe des Café Sarah im Glasfoyer des Theaters. Und die Ungarin, die auch Klavier und Gitarre spielt, trommelt mit. Es sind rund 100 Gäste, die der Einladung ins Theater gefolgt sind. Unter ihnen neben den bei uns Zuflucht Suchenden auch viele Betreuer und nicht zuletzt Theaterleute, Schauspieler, Musiker, Tänzer, Regisseure.
Schauspieldirektor Matthias Gehrt und Joachim Watzlawik begrüßen die Gäste. Beide kündigen an, dass die „Außenstelle“ des eigentlich an der Bürgerinitiative rund um St. Josef beheimateten Cafés bis zur Sommerpause am Theaterplatz geöffnet bleibe. Es geht um die Begegnung von Menschen, künftig sollen auch Lesungen oder Filme angeboten werden.
Michael Grosse, Generalintendant des Theaters, ist in ungewohnter Rolle zu sehen. Er steht mit Gehrt am Kicker und spielt gegen eine syrisch-irakische Auswahl. Ausgang unbekannt.
Mittlerweile spielt Barbara Jeremias auf ihrer Gitarre. Ihr Freund Hassan Sarwari hat für sie das Instrument geholt. Der 19-Jährige stammt aus der Stadt Jalalabad im Osten Afghanistans. Seit zwei Jahren lebt er hier in der Stadt und spricht sehr gut Deutsch. Er ist aktiv als Dolmetscher in verschiedenen Einrichtungen. Bereits in seiner Heimat hat er als Sprachvermittler gearbeitet. Auch er ist Stammgast im Flüchtlingscafé und hat seine Freundin dorthin einfach mitgebracht.
Seither nehmen sie regelmäßig an den Treffen teil, die immer mittwochs im Bischof Sträter-Haus der Pfarrgemeinde St. Josef an der Corneliusstraße stattfinden. Matthias Gehrt erzählt in kleiner Runde von den Vorbereitungen zur Premiere des Theaterstücks „Kein schöner Land“ am 28. Mai. Im Mittelpunkt des Stücks steht ein deutscher Laienchor, der aus der Ruhe gebracht wird. Dafür sorgt ein Flüchtling, dessen Ruhe schon lange hin ist.
Aus Interviews mit Geflüchteten, geführt in Krefeld und Bonn, sowie aus Stimmen und Stimmungen, wie sie vor allem im Internet in den sozialen Netzwerken Verbreitung finden, haben die Autoren Hüseyin Michael Cirpici und Lothar Kittstein ein komplexes Zeitbild montiert und verdichtet. Eine wichtige Rolle in dem Stück spielt Julbril Sulaimon, ein vor 25 Jahren aus Nigeria geflüchteter Schauspieler.
Das Stück ist ein Auftragswerk der Theater Krefeld und Mönchengladbach. Für den Text ist Martin Vöhringer verantwortlich. Regie führt Matthias Gehrt. Und der kündigt an dem Abend noch ein weiteres Highlight an: Für den 26. Mai, Fronleichnam, ist im großen Saal des Theaters ein Rockkonzert mit fünf bis sechs Krefelder Bands für Flüchtlinge geplant.
Top-Act wird dabei die Krefelder Rock-Pop-Formation The Fog Joggers um Frontmann Jan Büttner sein, die erst vor wenigen Tagen 700 Zuhörer in der Kulturfabrik begeisterten.
Ein weiterer Akteur dieses Abends ist der Liedermacher Patrick Richardt — einer, der sich auskennt in der Flüchtlingsproblematik. Er hat im vergangenen November den Hilfskonvoi nach Kroatien organisiert und zusammen mit vielen freiwilligen Helfern zwei Transporter mit Winterkleidung für die Menschen auf der Balkan-Route gefüllt und verteilt. Organisiert wird der Rockabend von Schauspieler Cornelius Gebert, unterstützt von der Musikerin Julia Klomfaß.