Krefelder Bandoneon-Festival Intensiver Dialog auf Augenhöhe
Krefeld · Beim zweiten Teil des Bandoneon-Festivals begeisterte das Duo Bögeholz Mosalini.
Der zweite Abend des diesjährigen Bandoneon-Festivals war eine musikalische Wiederbegegnung der besonderen Art. Schon mehrfach war das Duo Bögeholz Mosalini in Krefeld zu Gast. Doch wie Vincente Bögeholz im Lauf des Konzerts verriet, war bis knapp vor dem Konzert gar nicht klar, ob es stattfinden kann.
Bögeholz’ Partner Juanjo Mosalini lebt in Paris, und es war fraglich, ob er ausreisen durfte. Acht Monate hatte sich das Duo nicht gesehen und bot dessen ungeachtet dem Publikum in der Fabrik Heeder einen grandiosen Konzertabend. Seit 20 Jahren spielen die beiden zusammen und sind inzwischen ein so perfekt aufeinander eingespieltes Team, dass die Zwangspause offensichtlich keine Rolle spielt. Der Gitarrist Bögeholz stammt aus Chile, sein Bandoneon spielender Kollege aus Argentinien. Beide sind in der musikalischen Tradition ihrer Heimat aufgewachsen, pflegen aber heute einen von verschiedenen Einflüssen gekennzeichneten Stil, der in der Welt des Tangos ganz neue Wege beschreitet. Davon war auch das jetzige Konzert gekennzeichnet.
Den Auftakt bildeten zwei Eigenkompositionen. „Delta y Mar“ von Bögeholz ist auch Titel eines Albums der beiden preisgekrönten Musiker. Bereits hier zeigte sich, mit welcher traumwandlerischer Sicherheit und Sensibilität die beiden zusammenspielen. Dabei besteht nie die Gefahr einer eingespielten Routine. Vielmehr entsteht ein intensiver Dialog auf Augenhöhe, der jedem genügend Raum zur Entfaltung gibt. Mit dem von Mosalini komponierten „Tango Inside“ erwiesen die Musiker dem Ort ihres Konzerts eine Referenz. Denn das in Krefeld erfundene Bandoneon hat den Tango aus sich heraus über Südamerika in die Welt hinausgetragen. Nach ruhigem Beginn durch die Gitarre entfalten sich lebhafte Rhythmen, aus denen heraus sich die charakteristischen melancholischen Klangfarben des Bandoneons entwickeln. Das alles ist frisch und immer wieder von Überraschungen gekennzeichnet, bleibt bei aller Modernität aber immer gut hörbar.
Kontrastreiche Wege beschreiten die beiden mit einem extra für sie komponierten, dreiteiligen Stück von Wolfgang Bartsch. „Strömungen“ macht Anleihen beim Minimalismus, „Lamento“ zeigt deutlich indische Einflüsse, und „Spiel der Kräfte“ arbeitet mit rockigen Akzenten. Zum Ende des knapp 90-minütigen Konzerts widmen sich die beiden sympathischen Musiker wieder mehr dem klassischen Tango-Genre. Die „Milonga de la tierra“ stammt von Mosalinis Vater und hat ihn schon als Kind fasziniert. Ein mitreißendes Stück, dem noch eine herrliche Zugabe folgt. Es ist von Altmeister Astor Piazolla und bildet den krönenden Abschluss eines Konzertes, das nicht nur für das Publikum etwas ganz Besonderes war. Auch die Musiker bedankten sich für die Möglichkeit, endlich wieder live spielen zu können.
Nächster Termin: Samstag, 19. September, 20 Uhr: Martin de Ruiter Trio