Kabarett: Richard Rogler - was hat Carla, was ich nicht habe?
Richard Rogler bleibt bissig und spritzig wie ein Junger.
Krefeld. Er ist noch unentschlossen, ob er zur Wahl gehen soll. Über 40 Mal hat er bereits daran teilgenommen — Vorteile Fehlanzeige: „Keine Urkunde, keine Edelsalami, nicht einmal eine Extrastimme.“ Und überhaupt fehlt eine aktive Minusstimme, mit deren Hilfe man einen Politiker verhindern kann, beklagt Richard Rogler.
Der Altmeister ist ein klassischer politischer Kabarettist. Bissig, spöttisch, aber nie unterhalb der Gürtellinie. Ein Satiriker, der sein Publikum auch in einem großen Saal wie am Freitag in der ausverkauften Kulturfabrik bestens zu unterhalten weiß.
Seine Pointen sitzen. Obwohl er gerne mit seinem Alter kokettiert, ist der 62-Jährige spritzig wie ein Junger. Voraus hat er vielen seiner Nachwuchskollegen, dass er seine Lästereien nicht einseitig auf eine Partei oder einzelne Personen fixiert, sondern gerecht verteilt. „Parteien sind Vereine, zu denen Menschen gehen, die auf natürliche Weise keine Freunde finden“, lästert er.
Über Gerhard Schröder urteilt er: „Er war zwar Kanzler, aber wie sich später herausstellte, an Politik nicht interessiert.“ Über Sigmar Gabriel: „Der SPD-Parteivorsitzende findet wie ein Trüffelschwein jedes Mikrofon und redet und redet.“ Für Roland Pofalla müsse die Kanzlerin eigentlich Betreuungsgeld kassieren. Und die Grünen Renate Künast und Jürgen Trittin würde er gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Afghanistan schicken.
Rogler macht gelegentlich Ausflüge abseits der Politik, zum Beispiel indem er eine Verblödung durch TV-Talkshows anprangert und deren immer gleiche Besetzung aufs Korn nimmt. Peter Scholl-Latour und Norbert Blüm könne man kaum entgehen, selbst dann nicht, wenn es um Menstruationsprobleme von 14-Jährigen gehe.
Seine Abstecher dauern nie lange, dann hat ihn die Politik wieder eingeholt. Vor allem seine Lieblingspolitikerin Dr. Merkel. Die sei verärgert, weil der französische Präsident Nicolas Sarkozy, ohne sie zu fragen, mit Ehefrau zu US-Präsident Obama gereist sei. „Was hat Carla Bruni, was ich nicht habe?“, müsse sich Merkel doch fragen — Lachsalven beim Publikum. Typisch Rogler: Die Zugaben hat er gleich ins Programm integriert.