Kunst Ola Vasiljeva hat ein blaues Dazwischen geschaffen
Krefeld · Die Künstlerin zeigt bis zum 22. September ihre Arbeiten im Kaiser-Wilhelm-Museum. Inspiriert wurde sie von einer Ausstellung des Deutschen Werkbundes aus dem Jahr 1914.
Der Blick hinter die Gegenstände oder in die blauen Möbelstücke mit den geöffneten Türen lohnt sich. Dort hat die Künstlerin Ola Vasiljeva weitere Arbeiten installiert, ein „Dazwischen“ geschaffen. Beim Betreten des raumgreifenden Kunstwerkes im großen Oberlichtsaal des Kaiser-Wilhelm-Museums stellt sich die Frage: Ist es Künstleratelier oder vielleicht der Showroom einer Designerin, was sich hier befindet?
Die Antwort lautet: Es ist ganz so, wie der Betrachter es empfindet. In der Veranstaltungsreihe „Sammlungssatellit #3“ ist die Position weiblicher Designer im Deutschen Werkbund das Thema.
Zuerst der Werkbund
und dann das Bauhaus
Ohne Werkbund kein Bauhaus. Ersterer wurde 1907 als wirtschaftskulturelle Vereinigung von Künstlern, Architekten, Unternehmern und Sachverständigen in München gegründet.
„Sein aktives Mitglied, Walter Gropius, gründete 1919 in Weimar das Bauhaus“, berichtet Museumsleiterin Katia Baudin. „Anlässlich des Bauhaus-Jubiläums haben die Kunstmuseen Krefeld die Lettische und in Holland lebende Künstlerin eingeladen, sich mit unserer Werkbund-Sammlung auseinander zu setzen. Sie befindet sich seit 1923 in unserer Sammlung.“
Die Künstlerin sei schon zuvor auf die Bestände aufmerksam geworden, habe sich für die Sammlung in Krefeld interessiert. Baudin: „Das war Grund für uns, sie einzuladen.“ Es sei schön, dass die 1981 geborene Frau einen jungen frischen Blick auf die Sammlung habe.
Bei der Betrachtung stellte sie ein Ungleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Gestaltern dahingehend fest, dass Frauen damals für wenig talentiert und beachtenswert galten. Sie recherchierte inspiriert davon über Frauen im Werkbund. Es gab nur acht unter 130 männlichen Kollegen.
Ein Schuh auf einem Plakat
wurde im Stahltor verarbeitet
Dabei stieß Vasiljeva auf das „Haus der Frau“, das 1914 auf der Werkbund-Ausstellung in Köln präsentiert wurde. „Davon ausgehend hat sie ihre Installation im Oberlichtsaal, im Dialog auf den Ausstellungsort realisiert ist“, sagt Baudin. „Sie trägt den Namen ,Haus der F`.“
Einzelne Werke aus der Sammlung hätten sie für neue Arbeiten inspiriert, ergänzt Kuratorin Constanze Zawadzky. „Darunter ist eine Neon-Arbeit, die einen Bastelbogen der Gestalterin Clara Möller-Coburg (1869 – 1918) zeigt. Ebenso hat sie den Schuh auf dem Plakat von Bernhard Stiller in ihrem Stahltor verarbeitet.“
Die Betrachter sollen Eigeninitiative entwickeln
Manchmal erscheint die Installation unfertig. Hier hängt ein Schal über einer Möbeltüre, dort stehen aufgerollte Teppiche im Schrank. Baudin: „Es sieht aus, als hätte gerade noch jemand daran gearbeitet, als sei gerade etwas passiert, an diesem vor kurzem verlassenen Ort.“ Die Betrachter müssten Eigeninitiative entwickeln, inmitten der Installation, erklärt die Museumschefin.
Der Teppich erinnert
an ein Spielbrett
Aus den Recherchen über den Werkbund hat Vasiljeva auch einen Teppich geschaffen, der – Schwarz auf Weiß - den Grundriss vom „Haus der Frau“ aufgreift. Er kommt wie ein Spielbrett daher.
Die dazu passenden 15 Arbeiten aus der eigenen Sammlung wie Bilder, Drucke und Plakate sind in der Installation ausgestellt, hängen an der Wand oder stehen daran angelehnt.