Konzert Virtuosität und Pflichtübung

Krefeld · Zum Auftakt der Kawai-Konzerte hinterließ der Pianist Stanislav Korchagin einen gemischten Eindruck.

Zum Auftakt der Kawai-Konzerte spielte Stanislav Korchagin Haydn, Schubert, Liszt und Ravel.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Ein Feuerwerk pianistischer Virtuosität, massive Klangkaskaden über die gesamte Tastatur hinweg, perlende Läufe, abrupt abgebrochen, dunkle Tonfolgen, die sich langsam und unaufhaltsam zu Klangtrauben steigern, intensiv, virtuos, aus dem Dunkel aufsteigende leise Melodik, alles das zu gestalten ist bei der Interpretation der Klaviersonate in h-Moll von Franz Liszt gefordert. Über eben diese kraftvollen pianistischen Fähigkeiten verfügt Stanislav Korchagin.

Im ersten Kawai-Konzert des Jahres in der Musikschule spielte der russische Pianist jene von pianistischen Anforderungen nur so strotzende Klaviersonate. Überaus schnelle Abfolge von Tönen, massive Akkordfortschreitungen, Piano-Motivfetzen, all das bewältigte der junge Pianist mit technischem Können. Bereits in Moskau und St. Petersburg konnte er sich mit diesen virtuosen Fähigkeiten bekannt machen. So begeisterte die Interpretation dieser überaus schwierigen Klaviersonate von Liszt, die an das Ende des Programms gestellt wurde, das Publikum in der Musikschule.

Schnelle Passagen wurden
eher verhuscht

Stanislav Korchagin begann das Programm des Konzertes mit der Klaviersonate Nr. 45 in Es-Dur von Joseph Haydn, einer Sonate, die in ihren drei Sätzen ein sprechendes Beispiel für die Sonatenkompositionen dieses Meisters der Wiener Klassik darstellt. Filigran die Melodik, sparsam die Klänge der harmonischen Unterstützung der Melodie, schnelle Passagen, die vom Pianisten eher verhuscht, denn gestaltet wurden. Das Andante geriet zur Pflichtübung, ohne dass ein einzelner Ton die Bedeutung erlangt hätte, die ihm zusteht; die einzelnen Töne blieben kühl, verströmten keine sensible Wärme.

Ähnlich verhielt es sich mit der Interpretation der Bearbeitungen von Schuberts „Ständchen von Shakespeare“ und „Kriegers Ahnung“ von Franz Liszt. Dem Komponisten gefiel es, die melodische Intensität und harmonische Finesse der Schubertschen Kompositionen in eine virtuoses Licht zu tauchen. Dies zu verdeutlichen gelang Korchagin – die melodische Sensibilität verschwand.

Massiv und virtuos, rhythmisch präzise, in den Akkordgestaltungen heftig und in ungemeiner Schnelligkeit interpretierte der Pianist das Stück „La valse“ von Maurice Ravel. Hier konnte er seine technischen, seine pianistischen Fähigkeiten einbringen, das Stück in seiner explosiven Vielschichtigkeit gestalten. Seine Virtuosität überzeugte das Publikum, der Beifall für den jungen Pianisten brachte zwei Zugaben, die eben jene virtuosen Fähigkeiten Korchagins nochmals verdeutlichten.