Kawaikonzert: Ballett-Musik für zwei Klaviere
Vladimir Viardo und Anna Malikova spielen Strawinsky.
Krefeld. Fachleute warnen davor, Igor Strawinskys "Le Sacre du Printemps - Bilder aus dem heidnischen Russland" ohne Ballett aufzuführen. Denn für Ballett und Orchester hat Strawinsky es komponiert - und einen Tumult bei der Premiere 1913 in Paris heraufbeschworen.
Dass muss Musiker reizen. Den russischen Pianisten Vladimir Viardo reizte es so, dass er das Schlüsselwerk der Musik des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit seinem Lehrer am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium, Lev Naumov, für zwei Klaviere bearbeitete.
Diese Fassung brachten Viardo und Anna Malikova, ebenfalls Naumov-Schülerin, jetzt im Kawai-Konzert im "Campus 44" zu Gehör, kraftvoll und furios, von den leichten und lieblichen Klängen des Eingangsthemas über die stampfenden Tänze der Stämme bis zum Todestanz des Opfers.
Für eine Klavierversion der Ballettmusik eignen sich die Kawai-Flügel mit ihrem relativ harten Anschlag besonders gut. Malikova und Viardo stellten das überaus schwierige Werk, sondern auch den Teilnehmern der anschließend beginnenden Meisterkurse in der Musikschule vor, und dem zu Besuch weilenden Chef des japanischen Klavierbauer-Konzerns, Hirotaka Kawai, der am Vormittag die Stadtehrenplakette erhalten hatte.
Die beiden Virtuosen demonstrierten ein meisterliches Zusammenspiel in russischer Klaviertradition und -perfektion. Der mehrstimmige Klang der beiden Flügel ließ die Spannung im Konzertraum bis zum Schlussakkord anschwellen.
An den Anfang des Konzerts hatten die beiden Musiker eine der beiden Suiten gesetzt, die Sergei Rachmaninov für zwei Klaviere geschrieben hat. Für die vier Sätze nutzten sie ebenfalls die enorme Klangfülle der beiden Instrumente, von den schnellen und spielerischen Passagen bis zu den getragenen Sequenzen.
Geradezu entspannend für die beiden Interpreten waren als Zugaben die beiden "Galoppe", mit denen sie - diesmal vierhändig an einem Flügel - bewiesen, dass Klaviermusik auch richtig lustig sein kann. Anna Malikova, die inzwischen in Krefeld lebt und von hier aus zu ihren Konzertreisen in Europa, Südamerika und im Orient reist, stammt aus Usbekistan und hatte bereits in den 1980er Jahren ihre Erfolge in der damaligen Sowjetunion.
Der ältere Vladimir Viardo ist Kaukasier und lebt seit langem in den USA. Die beiden haben bereits im vergangenen Jahr mit großem internationalem Echo die Krefelder Meisterkurse gestaltet. Die Ergebnisse ihrer Mühen erklingen am Freitag, 10. April, um 20 Uhr im "Campus 44", wenn Schüler beim 234. Kawai-Konzert ihr Können unter Beweis stellen.