Kresch-Theater Krefeld Kindertanzstück „Hä, Liebe?: Liebe ist auch ein Schlachtfeld

Das Kindertanzstück „Hä, Liebe?“ ist von Shakespeares Lebenssonetten inspiriert. Im Kresch-Theater hatte es jetzt Premiere.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Inspiriert von William Shakespeares Sonetten soll das jüngste Kindertanzstück „Hä, Liebe?“ am Kresch-Theater sein, das Andreas Simon mit sieben- bis elfjährigen Mädchen und Jungen seit vergangenem Herbst erarbeitet hat. Am vergangenen Dienstag ist Premiere gewesen.

„In diesem Kindertanzstück untersuchen wir, ob Shakespeare sich überhaupt mit dem Leben auskannte. Seine Liebes- und Lebenssonette gehören gründlich durchgetanzt“, ist auf dem Programmzettel zu lesen. Während die Zuschauer im Kresch-Theater an der Virchowstraße ihre Plätze einnehmen, sind zwei Mädchen auf der dunklen Studiobühne I unterwegs.

Unverkennbar als Paar wandern sie bestimmte Linien im Raum ab. Dann kommen weitere Kinder dazu, die nun auf Holzsandalen rhythmische Akzente setzen. „So traurig!“, sagt eines der kleinsten Mädchen und geht von der Bühne. Anschließend setzen sich alle vor die weiße Kletterwand im Hintergrund. Elektronische Musik, von Jakob Rullhusen komponiert und ausgeführt, erklingt.

Geräuschlos und in Zeitlupe nähern sich die acht Kinder dem Publikum. Doch nicht die Zuschauer, sondern die Reihe von Kuscheltieren und Spielzeug ist ihr Ziel. Sie setzen sich hin, spielen und schmusen damit und tauschen die Gegenstände untereinander aus. Plötzlich fliegt das Spielzeug weg, das Interesse ist verloren und Tanzen sowie Bodenturnen ist angesagt.

Verschiedene Szenen, die abrupt wechseln, zeigen Stimmungswechsel innerhalb der Gruppe. Da scheinen Kinder traurig zu sein, beleidigt und trotzig, dann lassen sie ihrem Bewegungsdrang freien Lauf. Sie rempeln sich an, wehren sich, später drücken sie mit ihren Bewegungen Angst und Unsicherheit aus. Die Stimmungen werden entsprechend musikalisch untermalt.

Der Komponist Rullhusen ist auch für die eingebauten Videos verantwortlich. Irritierend ist der Einsatz eines Tablets, das eine Punktfolge auf die Kletterwand wirft, vor der sich Kinder aufgestellt haben. Die produzierten Geräusche und die Bewegungen der Mädchen und Jungen sind eindeutig: Hier wird ein Erschießungskommando gespielt.

Privater Kommentar von Simon nach der Aufführung: „Das Ganze ist eine Mischung aus Spiel und Ernst, dem Alltagsspiel. Liebe und Tod liegen eng zusammen, auch im Kinderspiel.“

Ob sieben- bis elfjährige Kinder bei einer Aufführung Erschießungskommandos spielen und tanzen müssen, darüber kann man durchaus geteilter Meinung sein und der künstlerischen Freiheit pädagogische Prinzipien gegenüber stellen. Viele Anspielungen in dem Kindertanzstück erschließen sich nicht ohne eine Vorbereitung oder Erklärung. „Man muss nicht alles verstehen!“, meint Simon. So bleibt das Stück eine große Rätselshow.

Manches können die kleinen Akteure auf der Bühne jedoch sehr überzeugend darstellen; mit viel Engagement und Freude sind sie stets bei der Sache. Sie präsentieren ihren Part kindgemäß exzellent.

Dass der Spielleiter die selbst gestellte Aufgabe für den unbelasteten, unvorbereiteten Zuschauer nicht nachvollziehbar erfüllte, der Bezug zu Shakespeares Gedichten und dessen Leben nirgendwo erkennbar war, steht auf einem anderen Blatt.