Klassik Pianist Chi Ho Han rettet das Abschlusskonzert
Krefeld · Die Schüler der internationalen Klavier-Meisterkurse präsentierten musikalische Werke in der Musikschule.
Das Abschlusskonzert der Internationalen Krefelder Klavier-Meisterkurse 2019 füllt den Helmut-Mönkemeyer-Saal am Karfreitagabend keinesfalls. In seiner Begrüßung fasst Philipp Potz die Tage der Meisterkurse unter der Leitung des vietnamesisch-kanadischen Dozenten Dang Thai Son kurz zusammen. „Wir haben sehr viel Spaß gehabt. Die Pianisten waren sehr fleißig und haben viel gelernt.“ Der Dozent habe auf seine sehr humorvolle Art ein großes Wissen vermittelt, das jeden Pianisten etwas weiter gebracht habe, fügt er hinzu.
Mit einem Lob und Dank für die gute Zusammenarbeit mit der Musikschule und einem weiteren Dank dafür, dass die Firma Kawai extra für diese Meisterkurse den Cheftechniker des Unternehmens aus Japan nach Krefeld geschickt habe, gibt er die Bühne frei für die Meisterschüler dieses Jahres, der 14. Ausgabe dieser Veranstaltungsreihe.
In der Ersten Hälfte gibt es ausschließlich Werke von Chopin
Die erste Hälfte des Konzertprogramms füllen ausschließlich Werke von Frédéric Chopin. Dabei stellt sich heraus, dass die drei Beteiligten einen eigenen, etwas monotonen Rhythmus in ihre Auswahl gelegt haben. Es erklingt zuerst ein langsames leises Stück, dann folgt eines, in das etwas mehr Tempo und Lautstärke hinein gelegt werden kann.
Mateusz Krzyzowski (Polen) beginnt mit der Nocturne op. 48, Nr. 2, die in seiner Interpretation am Titel keinen Zweifel lässt. Die anschließende Étude op. 25, Nr. 5 bringt etwas heitere, tänzerische Nuancen in seinen gefühlvollen Vortrag.
Ähnliches Muster bei seinem Landsmann Edwin Szwajkowski, der Chopins Nocturne op. 27, Nr. 2 und die Barcarolle op. 60 nicht minder gefühlvoll präsentiert.
Arisa Onoda (Japan) war schon mehrfach bei den Krefelder Meisterkursen und hat bereits auch einen Soloabend im Rahmen der Kawai Konzerte gegeben. Das Schema der ersten Konzerthälfte setzt sie fort mit Andante spianato et Grande Polonaise brillante op. 22. Mit ihrem Spiel erarbeitet sie den bis dahin stärksten Applaus. Nach der Pause bietet Xiaolu Zang eine impressionistische Einleitung in die zweite Hälfte des Konzerts. Der junge Chinese hat die Estampes von Claude Debussy ausgewählt. Im ersten Satz malt er reich an Klangfarben ein zartes Bild von den Pagoden auf Java.
Der musikalisch anschließende Abend in Granada lässt spanisches Temperament und Lebensfreude nur zaghaft durchblitzen — und allmählich wird man der weichen Klänge überdrüssig, die in diesen Konzertabend so dominieren. Kurze Besänftigung bringen die Gärten unter dem Regen, in denen neben dem Plätschern auch mal ein Gewitter zu interpretieren ist.
Seika Ishida (Japan) hat bei der Klaviersonate Nr. 21 von Franz Schubert den ersten ruhigen Satz gestrichen, aber der zweite, ein Andante sostenuto, passt nicht minder in die Serie des Abends. Langsam, leise, jetzt mit Assoziationen an einen Trauermarsch, dem man in ihrer Interpretation schon eine hypnotisierende Wirkung zusprechen kann. Bei den nächsten beiden Sätzen hätte die Pianistin mehr Kontraste heraus arbeiten können.
Dann kommt er endlich, der Auftritt, der wach rüttelt, der erstaunen lässt, der begeistert: Chi Ho Han (Korea) spielt Petruschka von Igor Strawinsky. Der Pianist scheint im Sitzen die temperamentvolle Ballettmusik mitzutanzen, mit einem Fuß den Takt zu treten. Ein kraftstrotzendes Spiel mit Läufen in atemberaubendem Tempo folgt.
Technisch anspruchsvollstes Spiel mitreißend — ist es noch ein Sturm oder schon ein Tornado, der da über die Tasten tobt? Da bleibt nach diesem musikalischen Wirbelwind nur ein begeisterter Applaus für diese Höchstleistung des jungen Koreaners.
Die anderen Pianisten des Abends und der Dozent der Meisterkurse betreten ebenso die Bühne und holen sich eine abschließende Anerkennung für ihre Leistungen ab. Die jungen Pianisten selbst auf diesem hohen spielerischen Niveau besitzen eben erst ein eingeschränktes Repertoire, das sie mit der gewünschten Konzertreife öffentlich präsentieren können. Zum anderen geht es in der Regel auch darum, etwas mehr Aufführungspraxis vor einem wichtigen Wettbewerb zu bekommen, so dass die dafür vorgesehenen Werke auch noch anderen Sachzwängen unterliegen.
Trotzdem hätte man aber sicherlich durch frühzeitige Absprache und Koordination dem Publikum ein abwechslungsreicheres Programm bieten können. Zum Glück hat Chi Ho Han mit seinem Auftritt den Abend noch auf der Zielgeraden gerettet.