Kirchenkonzert Emotionaler Höhepunkt war „Pomp and Circumstance“

Krefeld · Achter Krefelder Orgelsommer ging mit der „Last Night“ zu Ende. Es gab sogar Chorgesang mit dem Crescendo Chor.

Beim Krefelder Orgelsommer spielte Heinz-Josef Kortmann (l.) die Orgel, Daniel Schmahl die Trompete.

Foto: Mark Mocnik/MARK MOCNIK

In Anlehnung an die „Proms“, jene traditionelle Sommerkonzertreihe, die in London zwischen Juni und September stattfindet und täglich Konzerte mit klassischer Musik präsentiert, fand am Ende des 8. Krefelder Orgelsommers das letzte Konzert dieser Reihe ebenfalls als „Last Night“ statt. Heinz-Peter Kortmann, Organist und Leiter des Ensembles „Crescendo Chor Krefeld“ hatte sich das letzte Konzert des Orgelsommers 2020 anders, nämlich fröhlich und ausgelassen mit Pause und Sektumtrunk gewünscht. Covid-19 machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Andererseits machten er und Jürgen Venhofen, Vorsitzender des Fördervereins St. Josef, der in diesem Jahr auf ein 25-jähriges Jubiläum blicken darf, aus der Not eine Tugend. Da nur halb so viele Zuhörer in der St. Josefkirche zugelassen waren, wurde das Konzert zweimal aufgeführt. Beide Veranstaltungen waren mit Abstand „voll besetzt“.

Mit dem Trompeter Daniel Schmahl hatte Kortmann einen der gefragtesten Solisten Deutschlands engagiert, mit dem er zusammen Werke der Barockzeit wie die Sonate g-Moll von Pavel Josef Vejvanovsky (1640-1693) oder Bachs „Gute Nacht“ aus der Motette „Jesu meine Freude“ aufführte. Vertreten war auch die Spätromantik mit dem „Gloria“ aus der „Messe brève“ von Leo Delibes (1836-1891) für Frauenchor und Orgel sowie Félix-Alexandre Guilmant (1837-1911), dessen „Scherzo d-Moll Op. 31“ für Orgel Solo von Heinz-Peter Kortmann mit Bravour dargeboten wurde. Von reduziertem Orgelklang bis zu anschwellendem Klangrausch war eine dynamische Bandbreite vertreten, die nicht nur bei diesem Werk die klanglichen Möglichkeiten dieser Orgel auf virtuose Weise hörbar machte. Beeindruckend klang das spätromantische„Gloria“ aus der Messe Op. 167 von Cécile Chaminade (1857-1944), das ein kleiner Frauenchor aus dem großen „Crescendo-Ensemble“ von der Empore aus sang.

Der Chor glänzte in dem von leichtem Hall getragenen Gesang

Das Tragen des Mundschutzes während des Singens war sicherlich unangenehm, minderte aber in keiner Weise den Wohlklang der Sopran- und Alt-Stimmen, die mit sanften Orgelregistern zu einem homogenen Gesamtklang verschmolzen. Auf andere Weise brillierte der erweiterte „Crescendo-Chor“ mit Will Todts (1970) „Gloria“, begleitet von Beatrix Brägelmann am E-Piano. Der gesamte Chor glänzte in dem von leichtem Hall getragenen Gesang schließlich mit „Ave Maria“ von Karl Jenkins (1944).

Die „Last Night“ hatte aber auch „Groove“ zu bieten. Daniel Schmahl zeigte in Johannes Gebhards (1969) „Jesus Groove“ und in „Toccata in 7“, dass man mit der klassischen Kirchenorgel und einem mal gedämpften, mal offenen Trompetenklang auch variable Rhythmen mit jazzigen Elementen darbieten kann. Emotionaler Höhepunkt war Edward Elgar (1957-1934) mit seiner für eine „Last Night“ obligatorischen Hymne „Pomp and Circumstance“, die mit swingender Orgel ein großartiges Raum-Klang-Erlebnis bescherte. Der gesamte „Crescendo-Chor“, unterstützt von der Trompete und samt Orgelspiel führten den Abend zu einem grandiosen Finale. Einige mutige Zuhörer trauten sich sogar, mitzusingen.