Zusammenarbeit Großer Auftakt im historischen Klärwerk in Krefeld-Uerdingen

Krefeld · Das historische Klärwerk und Haus der Seidenkultur kooperieren zum Stadtjubiläum – neben Ausstellungen gibt es ein buntes Kulturprogramm.

Die Räume des historischen Klärwerks können und werden für verschiedenste Veranstaltungen genutzt.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld ist nun endgültig um einen faszinierenden Veranstaltungsort reicher. Das historische denkmalgeschützte Klärwerk beeindruckte ohnehin schon zuvor als ein herausragendes Zeugnis von Industriekultur, Jugendstil und Architektur, das von Christoph Becker und seinen Mitstreitern Schritt für Schritt instand gesetzt wurde und wird. Jetzt aber sind die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass einer extensiven Nutzung für Veranstaltungen diverser Art nichts mehr im Weg steht. Und schön sind sie geworden, die verschiedenen Bereiche des Klärwerks, nachdem sie sehr behutsam für die entsprechende Nutzung umgestaltet werden konnten. Es lohnt sich, alles mit neugierigem Blick zu entdecken, von einem „Bar-Bereich“ bis hin zum Ausstellungssaal.

Im Klärwerk sind drei Ausstellungen zu sehen

Dass anlässlich des Stadtjubiläums das Klärwerk mit einem ausgesprochen bunten kulturellen Programm bespielt werden kann, ist auch einer kongenialen Kooperation zu verdanken, die Klärwerk und Haus der Seidenkultur eingegangen sind – die WZ berichtete. Zum Auftakt gab es nun ein besonderes Start-Event. Sowohl Hansgeorg Hauser vom Haus der Seidenkultur als auch Becker skizzierten den Wert dieser Zusammenarbeit, Letzterer ließ auch den langen Weg Revue passieren, der es durch den großen Enthusiasmus der „Klärwerker“ möglich machte, dass das Gebäude vor dem Verfall gerettet und für die Bevölkerung nutzbar gemacht werden kann. Bei der Auftaktveranstaltung erfreuten zudem auch Walter Hauser, Leiter des LVR-Industriemuseums, und Helge Drafz, Historiker, Autor sowie Journalist, mit thematischen Akzenten, die diese „Weihe“ jenes vielschichtig wahrnehmbaren Ortes würdig umrahmten.

Christoph Becker vom Klärwerk freut sich über die Kooperation mit dem Haus der Seidenkultur.

Foto: Dirk Jochmann

Einen charmanten Akzent – immerhin verbindet sie unter anderem das Element des Wassers – boten die singenden „Seemänner“ des „Shanty-Chores“ Linn. Das kulturelle Programm im Klärwerk bis Ende Oktober wird indes ganz unterschiedliche Programme bieten, musikalischer, performativer und künstlerischer Art – die WZ wird die Programme ausführlich vorstellen.

Die Kooperation zwischen dem Haus der Seidenkultur und dem Klärwerk führte und führt zu mehreren Ausstellungen, die schon zum Auftakt zu sehen waren und auch während der kommenden Wochen bewundert werden können.

Fotograf Manfred Grünwald war im Websaal der einstigen Paramentenweberei Hubert Gotzes, dem heutigen Haus der Seidenkultur, unterwegs und fing faszinierende Bildausschnitte ein. Seine Fotografien lassen die Details der Maschinen und deren Zubehör wie Strukturen gegenstandsloser Malerei wirken – Kunstwerke entstehen aus tausend Fäden, Lochkarten, Garn und Co. Andererseits fing der Fotograf auch weitere Details ein, die die Ästhetik von Patina alter Gerätschaften auf unprätentiöse und zugleich zündende Weise abbilden.

Ausgestellte Fotografien von Martin Grünwald zeigen den Jacquardhandwebsaal des Hauses der Seidenkultur.

Foto: Dirk Jochmann

Weitere Arbeiten im Klärwerk hängen großformatig wie starke Statements weit oben an den Wänden. Sie stammen von der Münchener Textilkünstlerin Sonja Weber. Ihre Exponate werden im Rahmen der von Ulrike Denter kuratierten Ausstellung „Wasser + Stoff – eine elementare Verbindung“ zu sehen sein. Im Klärwerk bis zum 31. Oktober und in einer weiteren Ausstellung im Haus der Seidenkultur vom 10. September bis zum 25. Februar 2024. Die Jacquardgewebe, die im Klärwerk zu sehen sind, spielen auch mit einem „abstrahierten“ Blick, in diesem Fall auf wässrige Oberflächen.

Der dritte Künstler, dessen Arbeiten im Klärwerk zu sehen sind, ist der 2014 verstorbene Bildhauer, Objekt- und Textilkünstler Georg Ettl. Gezeigt werden Kunsteditionen aus Textil und Metall. Im Mittelpunkt: zwei großformatige, maschinell gewebte Arbeiten: der Wandteppich „Die Untugenden des Menschen“, der im Jahr 2002 noch zu Lebzeiten Ettls entstand, und der Wandbehang „Krähen und Menschen“ nach einem Entwurf Ettls. Dieser konnte jetzt in Zusammenarbeit mit dem Haus der Seidenkultur posthum realisiert werden. Die Silhouette der Krähe tauchte übrigens zum ersten Mal bei Ettls Gestaltung des Innenhofes des Kaiser-Wilhelm-Museums auf – am dort sichtbaren Zaun.

Das Klärwerk kann in den kommenden Wochen regelmäßig besucht werden. Nächste Veranstaltung ist ein Jazz-Konzert des Trios Natures Dream am 8. September, 20 Uhr.