Konzert Bantaba X macht Zuhörer glücklich

Beim Konzert der „Habima“-Reihe im Jüdischen Gemeindezentrum begeisterte die Düsseldorfer Gruppe mit außergewöhnlicher Musik.

Bantaba X aus Düsseldorf spielten im Jüdischen Gemeindezentrum. Ulrike Steinborn begeisterte dabei mit Soli an der Geige.

Foto: Andreas Bischof

„Habima“ (die Bühne) ist eine erfolgreiche Veranstaltungsreihe des Jüdischen Gemeindezentrums Krefeld, einem Haus, das für alle Menschen unterschiedlichen Glaubens als Begegnungsstätte seine Tore öffnet. Seit 2011 treten hier nationale und internationale Künstler unterschiedlicher Genre auf. Gerade in Zeiten antisemitischen Terrors, so betont Veranstalter Joachim Watzlawik, ist der Besuch eines Habima-Konzertes ein Zeichen der Solidarität. „Wir müssen zusammenstehen und Position beziehen“, ist sein Credo.

Das Konzert mit der Düsseldorfer Gruppe Bantaba X setzt genau dieses Zeichen. Bantaba bezeichnet nach seinem afrikanischen Ursprung den Ort, an dem der höchste Baum steht, an dem Menschen zusammenkommen, um zu musizieren. Ulrike Steinborn (Violine) und Rainer Ott (Piano und Percussion) sind Gründungsmitglieder dieser Band, die bereits seit 2004 existiert und mehrere erfolgreiche CDs produziert hat. Ihnen zur Seite stehen Philip John Shiell (E-Bass und NS-Stick), Sabine Lucks (Drums) und Michael Krause (Percussion). Man kann ihre Musik als „worldjazzbeat“ bezeichnen, das steht für ein Programm der fünf Musiker, die groove-orientiert, rhythmusbesessen, lyrischbesonnen und ekstatisch agieren und die Bühne rocken.

Wunderschöne, balladen-affine Harmonien mit raffiniertem Piano-Sound, wie in „Love song goes crazy“ von Rainer Ott dargeboten – er hat den größten Teil des Repertoires für seine Band komponiert –, sind zugleich Vorlagen für lange, spannungsgeladene Melismen, die Ulrike Steinborn auf ihrer Violine mit Verve und Inspiration hervorzaubert. Mantra-artige Wiederholungen bauen einen großen Spannungsbogen auf, man muss sich als Hörer auf den Flow einlassen und merkt bald, wie frei die Musik atmet. Es macht Spaß, dieser Musik zuzuhören. Vieles ist fest komponiert, manches aber wird improvisiert. Strukturen sind so gründlich erarbeitet, abrupte Zäsuren so sicher und präzise kalkuliert. Das Musizieren dieser Gruppe ist eine beeindruckende Kollektivleistung.

Eine Konstante bei aller Freizügigkeit und Kreativität ist dabei das Schlagzeug. Sabine Fucks hält die musikalischen Kräfte mit Präzision und Disziplin zusammen, auch wenn sie selten spektakuläre Soli anbietet. Michael Krause, der als Percussionist ausschließlich mit Händen arbeitet, ist der Meister der raffinierten, manchmal ungeraden Rhythmen. Er liefert den Groove, korrespondiert mit Otts Pianospiel hellwach und präzise. Was aber wäre diese Kommunikation ohne das Fundament, dem von Philip John Shiell ebenso klangvoll wie virtuos gespielten E-Bass sowie dem NS-Stick. Der „Net-Steinberger-Stick“ ist ein Saiteninstrument, das nicht gezupft, sondern mit dem Anschlagen der Finger auf den Saiten die Töne erzeugt. Shiells Spiel war eines der solistischen Highlights dieses Abends.

Beeindruckend auch die spannungsgeladenen atmospärischen Soli der Geige, dann „Celestial Walk“, ein sphärisches Piano-Solostück im Stil von Erik Satie, „Melancholic waves“, rauschende Meereswellen, die von rollenden Kugeln auf einer Schlagzeug-Membrane erzeugt wurden, begleitet von kreischenden Möwen, die mit elektronisch verfremdeten Violintönen imitiert wurden. Das Pubklikum im gut besetzten Saal des Jüdischen Gemeindezentrums war begeistert, auch von der emotional brillanten Zugabe: Ein ruhig beginnender Tanz steigerte sich und endete in einem rasend schnellen, ekstatischen Finale. Die Zuhörer waren glücklich. Man traf zusammen, um zu musizieren (Bantaba), und man verließ diesen Ort (Habima) mit frohen Gefühlen. Was will man mehr?