Comedy „Der späte Wurm überlebt den frühen Vogel“
Krefeld · David Werker hatte bei der zweiten Auflage der „Komischen Nacht“ ein Heimspiel.
Christopher Köhler hat es gerade noch pünktlich in den kleinen Saal des Stadtwaldhauses geschafft. Wenige Sekunden vor dem Start des zweiten Comedy-Marathons in Krefeld steht der komödiantische Magier dort als Erster auf der Bühne, aufgehalten von Stau und Navi. Es dauert keine fünf Minuten, da fordert er die Zuschauer mit saloppem Mundwerk zu tosendem Beifall auf: „Flippen Sie aus.“ Er gehört zu fünf Comedians, die an diesem Abend auch fünfmal von Club zu Club ziehen. Die Besucher bleiben sitzen und lassen die Künstler in dieser „Komischen Nacht“ zu sich kommen.
Künstler rauschen
nacheinander auf die Bühnen
Schade ist, dass der Südbahnhof als Austragungsort ausgeschieden ist. „Es gab nicht genug Anmeldungen“, berichtet Malte Menzer vom Südbahnhof. „Da hat es uns getroffen. Es stand ein Paar vor unserer geschlossenen Tür, das wir dann anderswo untergebracht haben.“ Bernd Kauert, Veranstaltungs-Mitarbeiter im Stadtwaldhaus, ergänzt, dass demzufolge auch ein Comedian, Serhat Dogan, nicht dabei sei. Die anderen Künstler rauschten jedoch nacheinander auf die Bühnen: Improvisationen mit dem Publikum sind sein Ding. Köhler in Richtung Zuschauer: „Sie machen auch jeden Scheiß mit. Nennen Sie mich einfach Jörg Pilawa.“ Dann zaubert er wirklich die im Publikum gewünschte Banane aus der Tüte („Klappt zum ersten Mal“) und die vorher ausgewählte Spielkarte klein gefaltet aus dem Mund. „Der ist richtig gut“, lautet die einhellige Meinung der Leute am Tisch. Ein Freundeskreis, bestehend aus neun Personen, hat sich eingefunden, die sich zum Start zuerst einmal mit Currywurst stärken. „Wir wollen Spaß haben an einem lustigen Abend“, erklären die Frauen und Männer. Die meisten waren auch schon bei der ersten „Komischen Nacht“ im Februar dabei.
Ehemalige Lehrer-Kollegen der Prinz-Ferdinand-Hauptschule haben sich ebenso gemeinsam zu dieser Veranstaltung entschlossen. „Ich bin gerne hier, wurde sogar eingeladen“, erklärt Ex-Schulleiter Günter Hawlik bei Roastbeef mit Bratkartoffeln. „Ich bin gespannt, was alles kommt.“ Es kommt gute Comedy-Qualität, alle 20 Minuten mit jeweils 20 Minuten Pause, die zumeist mit dem spannenden Raten zugebracht wird, wer wohl als nächster Künstler auftritt. Alle haben ihren Tontechniker im Schlepp.
David Werker hat ein Heimspiel. Kaum öffnet er die Türe, steht noch gar nicht auf der Bühne, erhält er schon Applaus. „Hoffentlich bin ich hier richtig und nicht zufällig in einer Hochzeitsgesellschaft“, witzelt der in Krefeld aufgewachsene Mann. Er mag umgedichtete Lebensweisheiten („Der späte Wurm überlebt den frühen Vogel“) und ist mit 36 Jahren „plötzlich seriös“. Früher habe er sich von zu Hause weg zu Partys geschlichen, heute schleiche er sich weg von Partys nach Hause. „Das Bett ruft, und man hört es immer, auch ohne Netz.“ Übrigens wüssten seine Eltern nicht, was Arbeit ist, sie sind Lehrer. „Ich selbst hatte in der fünften und sechsten Klasse Legasthenie.“ Antwort eines Freundes: „Das Fach hatten wir gar nicht.“ Sind die Lehrer dann pensioniert, hätten sie nur noch zwei Termine im Kalender: „Die Abfahrt für die gelbe und braune Tonne“. Es ist ein kurzweiliger und vor allem abwechslungsreicher Abend mit viel Spaß; ein heiterer und kein anstrengender Marathon.