Tanzfestival „Mich inspirieren Schräglagen“

Krefeld · Choreografin Julia Riera-Kresser ist mit ihrer interdisziplinär arbeitenden Gruppe Mira mit der Arbeit „Mira7-Thuley“ beim Tanzfestival Move! in Krefeld zu Gast. In diese Produktion sind auch Jugendliche aus Afghanistan einbezogen worden.

„Mira7-Thuley“ ist bei Move! in der Fabrik Heeder zu erleben.

Foto: ja/KARL WERNER MARIA MEYER

Zeitgenössischen Tanz sehen und erleben können Tanzinteressierte noch bis zum 23. November bei „Move!“, den 18. Krefelder Tagen für modernen Tanz in der Fabrik Heeder.

Die Performancegruppe Mira wird am Donnerstag, 7. November, mit dem Stück „Mira7 – Thuley“ zu sehen sein. Choreografin Julia Riera-Kresser hat für die aktuelle Produktion neben professionellen Tänzern auch mit Jugendlichen aus Afghanistan zusammen gearbeitet.

Frau Riera-Kresser, bei „Move!“ zeigen Sie das Stück „Mira7-Thuley“. Wer oder was ist Thuley?

Julia Riera-Kresser: Thuley ist ein imaginärer Ort, an dem das Stück spielt.

Was ist die Thematik des Stückes?

Riera-Kresser: Wir sind alle in Bewegung gekommen und gezwungenermaßen auf Wanderschaft durch Außen- und Innenräume. Es geht um fünf Fremde, die aufeinander treffen, auf der Suche nach dem Eigenen.

Wie gehen Sie an eine neue Performance heran?

Riera-Kresser: Bei der Entwicklung einer Performance lasse ich mich in erster Linie von einer Idee, die mich auf intuitive Weise inspiriert, leiten. Im Vorfeld entsteht innerlich ein mentales Bild, das immer weiter Form annimmt. Dieses kreist um Themen, die mich berühren und aufwühlen; sei es gesellschaftspolitisch, zwischenmenschlich oder biografisch. Mich inspirieren Schräglagen.

Woher holen Sie sich Ihre Inspirationen genau?

Riera-Kresser: Ich finde sehr viel Inspiration in bildender Kunst, Literatur und immer öfter in der Fotografie. Meistens beschäftige ich mich länger mit einem Thema, bis mir bewusst wird, dass ich dieses künstlerisch umsetzen möchte.

In „Mira7-Thuley“ tanzen neben drei erwachsenen Profitänzern zwei Jugendliche aus Afghanistan. Wie kam es zu der Idee für diese Besetzung und wie war die Zusammenarbeit?

Riera-Kresser: Ich habe die zwei Jugendlichen Omid und Mahdi bei einem Tanzfilmprojekt in Dortmund kennengelernt, wo ich regelmäßig unterrichte. Diese Projekte richten sich an Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund und ich erfahre die Arbeit als sehr bereichernd, zwischenmenschlich und künstlerisch. Ich verlasse die eigene vertraute Blase und lerne tolle junge Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern kennen. Im Fall von Omid und Mahdi war klar, dass sie ein großes Talent haben. Und so entstand die Idee, sie in einem Stück mit professionellen Tänzern zu fördern und zu fordern.

Was war die Herausforderung bei diesem Projekt?

Riera-Kresser: Die Herausforderung lag darin, die sehr unterschiedlichen tänzerischen Hintergründe zusammenzubringen und in sehr kurzer Zeit das Verständnis für eine gemeinsame Arbeitsweise zu schulen. Außerdem liegen zwischen dem jüngsten Tänzer und der ältesten Tänzerin 30 Jahre Altersunterschied. Eine weitere Herausforderung war es, alle in ihrem Sein und Können zu respektieren und trotzdem eine gemeinsame Sprache und Bewegungssprache für dieses Stück zu kreieren. Die Gruppe ist großartig zusammengewachsen. Es war zwischenmenschlich ein sehr schöner Prozess.

Mira steht für zeitgenössischen Tanz und Performances. Was fasziniert sie an diesen Tanz- und Kunstformen?

Riera-Kresser: Mich fasziniert, dass der Tanz sehr subtil erzählen kann. Dass man nicht immer alles verstehen muss und sich treiben lassen darf. Auch fasziniert mich, dass ich immer wieder neue Wege finden muss, je nachdem welche künstlerischen Kooperationen ich eingehe oder welche Idee realisiert werden soll.

Gibt es ein zentrales Thema oder Element, das sich in all Ihren Projekten wiederfindet?

Riera-Kresser: Ja, ich beschäftige mich immer wieder mit dem Inneren und dem Äußeren. Ob sich das, was ich wahrnehme, mit dem deckt, was es nach außen zu sein scheint. Ich entwickle selten Choreografien, die nur auf bestimmten Bewegungssequenzen basieren. Ich suche, durch die Selektion des Materials, das auf der Bühne letztendlich zu sehen ist, eine feine, subtile Bewegungssprache, die Verstand, Fantasie und Emotion gleichzeitig anspricht.