Kresch-Theater „Konstantin im Wörterwald“: Ein Stotterer wird zum mutigen Helden
Das Kresch-Theater führt das Kinderbuch "Konstantin im Wörterwald" von Martin Heckmanns auf.
Konstantin hat ein Problem. Er stottert. Dazu ist er eine schmächtige Gestalt mit viel zu großen, abstehenden Ohren. Der kleine Junge lebt mit seiner Mutter in einem Reihenhaus in der Vorstadt. Mit dem Fernglas erspäht er Vögel und Bäume. Das Aufschreiben von Wörtern und dem, was er gerade tut, hilft ihm. Er entdeckt eine neue Welt, fernab der gesprochenen Sprache, auch wenn diese seiner Vorstellungskraft entspringt. Dort wird er zu einem furchtlosen Helden, der unglaubliche Abenteuer erlebt. Er gewinnt Selbstbewusstsein, Mut, und eine neue Freundin. Die Buchstaben, so das Bild, werden für ihn zu einer Leiter, so die Erzählung. Regisseur Franz Mestre bringt das Stück nach dem Kinderbuch „Konstantin im Wörterwald“ von Martin Heckmanns auf die Bühne des Kresch-Theaters. Die Premiere findet am Freitag, 28. Februar, statt.
Theaterstück im Kresch
ist eine Uraufführung
„Es wird eine Uraufführung sein. Das macht uns sehr stolz“, sagt Mestre. Er kennt den Autor Martin Heckmanns, der früher in Krefeld und Mönchengladbach lebte und auch mit dem Bühnenbildner Frank Andermahr bekannt ist. Franz Mestre besuchte Heckmanns in Berlin, wo dieser heute wohnt und schickte ihm den Vorschlag zu seinem Theaterstück. „Wir werden nichts Neues erschaffen, die Ursprungstexte auf die Erzähler verteilen“, sagt der Regisseur Mestre.
Das Kinderbuch Heckmanns’ wurde 2015 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. „Konstantin findet einen Weg, mit dem Stottern umzugehen“, sagt Franz Mestre: „Es ist eine Märchengeschichte mit wunderbarer Sprache.“ Stottern wird als Teil der Persönlichkeit Konstantins (Oliver Möller) auf der Bühne gezeigt, mit all der Unsicherheit und dem Kampf, den der Junge mit sich führt. Wie umgehen mit dem Chaos im Kopf. Wie kommen das Denken und Sprechen in den Fluss? Dafür wurde sogar eigens eine Stotterer-Gruppe eingeladen. Regisseur Mestre wollte eine möglichst hohe Authentizität wiedergeben. Die Choreografie hat Claudia Schnürer entworfen. Sie spielt auch die Mutter, die Fliege, den Bach, die Schleiche, das Untier und das Mädchen O. Till Menzer schlüpft in die Rollen von Konstantins Alter Ego, des Höhlenhundes und der Schwalbe. Außerdem sorgt er für die Geräusche und Musik im Stück, die einen mittragenden Charakter haben.
Denn Konstantin hat eigentlich keinen realen Gesprächspartner, was das Problem mit dem Stottern für ihn einfacher macht. Es ist eine Mischung aus Alltag und Fantasiewelt, in die er sich über das Schreiben begibt. Er hinterlässt Spuren mit seinen geschriebenen Worten. Das gibt ihm Kraft.
Das Gegenüber, das seine Gedanken in Tönen und Geräuschen ausdrückt, hört ihm sozusagen nur zu. So entsteht ein Gefühl von Gelassenheit, ein Raum des Austausches.
Es ist ein Spiel mit Wortlauten. Konstantin sieht sich bald als Schriftsteller, er sucht nach Einfällen.
Drei Meter hoher Stuhl ist Mittelpunkt der Bühne
Frank Andermahr hat für das Bühnenbild einen überproportionalen Stuhl entworfen, der auf einer Drehscheibe steht. Über drei Meter hoch ist der Gegenstand, der die Relationen im Raum verschiebt. Er ist Mittelpunkt des Fantasieraumes, in dem das Stück spielt und der auch Interpretationen zulässt.
Dazu gibt es Schatten, Lichteffekte, die Ungeheuer in den Augen des Jungen entstehen lassen. Jedes Kind kennt diese Ängste. „Wir wollen auch Freiräume lassen für die Fantasie“, sagt Franz Mestre. Die Kinderwirklichkeit sei das Stichwort. „Es ist eine Einladung, die Welt einmal anders zu sehen“, sagt Helmut Wenderoth, der die künstlerische Leitung im Kresch-Theater hat: „Es geht um den Mut: Geh’ Deinen Weg.“