Kunst auf Margarinepapier

Das Haus der Seidenkultur widmet Kampendonk zum 100. Geburtstag eine Ausstellung.

Krefeld. Sie sitzt lächelnd in ihrem Stuhl auf Rädern und taucht nach den Reden im Haus der Seidenkultur in die Begegnung mit Menschen aus der Vergangenheit ein. Anna Maria Kampendonk zählt 97 Jahre. Die alte Dame mit dem weißen Haar ist die Witwe des vielseitigen Künstlers Hermann Kampendonk. Die Ausstellung zu seinen Ehren - er kam vor 100 Jahren auf die Welt - ist für sie eine wunderbare Begegnung mit Familie und Freunden und der Vergangenheit.

Der jüngste Sohn Gerd Kampendonk schiebt seine lächelnde Mutter durch den gestreckten Flur des Hauses an der Luisenstraße und man spürt die Herzlichkeit dieser Menschen. "Ja, bei uns ging es immer heiter zu", bestätigt Gerd Kampendonk, der 60-jährige Sohn, in vergnügter Erinnerung. Und so scheint er auch mit der Auswahl aus den Arbeiten seines Vaters nicht ganz glücklich: Hier hängen triste Landschaften, "bei uns zu Hause waren viel fröhlichere Arbeiten zu sehen".

Das Haus der Seidenkultur zeigt einen Ausschnitt aus den Arbeiten des Hermann Kampendonk: Da hängen Aquarelle aus seiner Zeit in Italien während des Zweiten Weltkrieges, die ein bisschen an Hermann Hesse erinnern. Es gibt niederrheinische Landschaften in Öl, die ganz in der Tradition der niederrheinischen Künstler stehen.

Aber es gibt auch Entwürfe für Textilien: Badetücher mit exotischen Szenen und auch leuchtende Muster für Stoffe. Berührend sind die Szenen aus der Kriegsgefangenschaft, die Hermann Kampendonk auf Margarinepapier zeichnete. Sie werden hier zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt. Allein an dieser Auswahl wird die Vielseitigkeit des Künstlers deutlich. "Aber er hat noch viele andere Dinge gekonnt!", erzählt sein Sohn.

Glasfenster wie zum Beispiel für St. Maria Himmelfahrt in Linn wurden nach seinen Entwürfen gefertigt; er arbeitete mit Keramik, zeichnete und schrieb. Mit Holz konnte Kampendonk auch umgehen: Die älteste Tochter hat immer noch ihr Puppenhaus; in einem Ferienhäuschen im Hunsrück konstruierte er Wassermühlen.

Viele Menschen haben eine herzliche Verbindung zu der Familie Kampendonk, im Haus der Seidenkultur war es sehr voll und überall schwirrten Erinnerungen durch die Räume. Der Krefelder Detlef Kempkens, gut befreundet mit dem jüngsten Sohn: "Bei Kampendonks war es immer schön."