Premiere im Theater Krefeld Leben im Puppenhaus „Illyria“
Die Komödie „Was ihr wollt“ ist der gebührende Abschied von Daniel Minetti und Henrike Hahn.
Krefeld. Schaufensterpuppen sitzen in einem lebensgroßen Puppenhaus im Dunkeln. Plötzlich geht in einem der neun Zimmer das Licht an. Orsino (Adrian Linke) klagt sein Liebesleid. Gräfin Olivia (Henrike Hahn) ist seine Angebetete. Aber nicht nur seine. Auch Sir Andrew Wahnwange (Ronny Tomiska) und Malvolio (Daniel Minetti) lieben Olivia.
Regisseur Martin Schulze hat in der Inszenierung der Shakespeare-Komödie „Was ihr wollt“, die am Sonntag Premiere im Theater feierte, eine Gesellschaft erschaffen, in der alle unsterblich verliebt sind: manchmal jedoch nur in sich selbst oder den Alkohol. Bevor die Charaktere sich verlieren, räumt Viola das Chaos unbewusst auf.
Nele Jung spielt die Rolle der Viola, die mit ihrem Zwillingsbruder Sebastian (Cornelius Gebert) Schiffbruch erleidet. Beide werden auf der Insel Illyria angespült, denken jedoch der jeweils andere sei tot. Viola bekommt mit Hilfe des Narren (Joachim Henschke) einen Job bei Orsino. Dafür verkleidet sie sich als Mann und nennt sich Cesario. Ihre Hauptaufgabe ist es, Olivia den Hof zu machen.
Diese macht sich mit ihrer Kammerfrau Maria, herausragend gespielt von Esther Keil, einen Spaß aus den Liebesbekundungen des Herzog Orsino. Olivia weist ihn immer wieder ab. Sie hat sich sieben Jahre auferlegt, um den Tod ihres Vaters und ihres Bruders zu betrauern. Diesen Vorsatz legt sie aber schnell ab, als sie sich in Cesario verliebt. Viola indes hat sich in den Herzog verguckt und gesteht ihm diese Liebe, ohne ihre wahre Identität zu offenbaren.
Henrike Hahn spielt die Rolle der gar nicht traurigen Olivia erfrischend überdreht. In ihrem Werben um Cesario wirkt sie sowohl angriffslustig als auch verletzlich. Schade, dass es ihre letzte Premiere war — sie verlässt das Theater zum Ende der Spielzeit.
Genauso wie Daniel Minetti, der als Malvolio die ernste Rolle im Stück inne hat. Ihm wird ebenso wie Sir Andrew Wahnwange übel von Maria und Sir Toby Bölk (Paul Steinbach) mitgespielt. Sie geben den beiden immer wieder das Gefühl, sie könnten sich Hoffnung auf die Liebe Olivias machen, nur, um sich selbst zu amüsieren.
Jeder einzelne hat ein Zimmer im Haus mit drei Etagen. Beim Trinker Bölk sind die Tapeten abgerissen, Olivias Räume sind edel, während Orsinos Unterkunft mit weißer Couch kalt und abweisend wirkt. Jedes Zimmer passt zum jeweiligen Charakter. Bühnenbild und Kostüme stammen von Ulrich Leitner. Er hat damit eine in sich abgeschlossene Welt geschaffen.
Die Musik wurde passend zum Stück von Dirk Raulf komponiert. Als es in Illyria kaum noch chaotischer werden kann, tritt Violas Zwillingsbruder Sebastian auf und die Verwechslungen verstricken sich weiter — bis am Ende alle auf der Bühne stehen, Viola und Sebastian ihr Wiedersehen feiern und sich alles auflöst. Nur die Liebe von Dreien bleibt unerfüllt.
Eine wunderbar leichte Inszenierung, die bei der ein oder anderen Figur etwas Tiefe vermissen lässt, aber Hoffnung darauf macht, dass das nicht das erste und letzte Stück war, das Schulze am Stadttheater inszeniert.
Nächster Termin: 3. Juni, 19.30 Uhr. Kartentel.: 80 51 25.
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