Premiere in der Fabrik Heeder Operetten-Revue mit Charme und Humor
„Wär’ nur die Sehnsucht nicht so groß“ verbindet die Musik jüdischer Komponisten zu einem neuen Stück.
Krefeld. Die Komponisten Paul Abraham, Ralph Benatzky, Jean Gilbert, Emmerich Kálmán und Oscar Strauß haben der Welt unvergessliche Melodien geschenkt. Als Künstler jüdischer Abstammung verbindet sie zugleich ein bitteres Schicksal. Durch Emigration konnten zwar alle dem Tod entkommen, aber ihr Komponistenleben blieb gezeichnet.
Operetten wie „Viktoria und ihr Husar“ oder „Der letzte Walzer“ findet man heute kaum auf Spielplänen. Umso schöner, dass einige Melodien zu einem neuen Stück vereint sind. Zu verdanken ist dies Opernsänger Carsten Süss, der mit der seiner Revue „Wär’ nur die Sehnsucht nicht so groß“ in der Fabrik Heeder ein gelungenes Debüt als Autor und Regisseur zeigte.
Aus 17 Musikstücken hat er einen kurzweiligen Abend zusammengestellt, der in die nostalgische Welt der Operette führt. Dabei greift die neu erfundene Handlung, die in den 60er-Jahren spielt, das Thema von Emigration in weniger dramatischer Form auf. Im Mittelpunkt steht die Familie von Deborah Seligman (Debra Hays), deren Mann einst von Wien nach New York auswanderte. Dort hatte er einen Schallplattenladen, und einige der Operettenaufnahmen behielt Deborah nach seinem Tod.
Sie geben ihrem Sohn Arthur (Matthias Wippich) immer wieder Gelegenheit, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Während Nachbarin Ethel Ackerman (Janet Bartolova) sich über diese Verkleidungen mokiert und mit ihrem Liebhaber (James Park) beschäftigt ist, versucht Rachel (Amelie Müller), Arthur für sich zu gewinnen. Als Cousine Amber (Manon Blanc-Delsalle) zu Besuch kommt, nehmen die amourösen Verwicklungen ihren Lauf.
Die mal sentimental mal flott daherkommenden Melodien fügen sich nahtlos in die nett erzählte Handlung ein. Herrlich nostalgisch ist das Bühnenbild, in dem ein äußerst spielfreudiges und gesanglich hochkarätiges Ensemble agiert.
Während Hays und Bartolova als routinierte Operettendiven ihre Rollen mit Warmherzigkeit und Humor verkörpern, überrascht Wippich mit großer auch tänzerischer Vielseitigkeit. Das Trio des Opernstudios bringt jugendlichen Schwung ins Spiel. Star des Abends ist aber die Musik, die ein sechsköpfiges Ensemble der Niederrheinischen Sinfoniker unter Pianist Michael Preiser zum Strahlen bringt.
Weitere Aufführungen: 3., 5., 14. Juni; Kartentelefon.: 80 51 25.