"Liebestrank": Musik, Amore und frische Pasta

Szenenapplaus und Bravo-Rufe für „Der Liebestrank“.

Krefeld. Ein Dorf in der italienischen Provinz. Nemorino, ein mittelloser junger Mann, himmelt vergeblich die wohlhabende Adina an. Um ihr Herz doch noch zu gewinnen, vertraut er auf die Kraft eines angeblichen Liebestrankes, den er dem fahrenden Händler Dulcamara abgekauft hat. Das Wundermittel ist in Wirklichkeit Alkohol, doch der Glaube bewirkt ein glückliches Ende.

Für seine Oper "Der Liebestrank", uraufgeführt 1832, griff Gaetano Donizetti auf einen Komödienstoff von Eugene Scribe zurück. In der Inszenierung von Mira Ebert, die am Samstag im TaZ Premiere feierte, erlebt der Zuschauer eine gelungene Mischung aus Dorfidylle und Arbeitswelt der fünfziger Jahre.

Adina (Debra Hays) ist Chefin einer Nudelmanufaktur in einem toskanischen Dorf. Das Bühnenbild von Valentine Koppenhöfer zeigt einen Fabrikraum aus Backstein, Glas und Beton. Durch die vier hohen Türen wird der Blick auf eine reizvolle hügelige Landschaft freigegeben, die im Lauf des Abends wunderschöne Lichtstimmungen zeigt.

Gleich zu Beginn herrscht geschäftiges Treiben. Die Dorfbevölkerung ist mit der Pasta-Herstellung beschäftigt: Nudeln werden gedreht, zum Trocknen aufgehängt und in Kartons verpackt. Adina beaufsichtigt das Ganze, zwischendurch gibt sie aus Groschenromanheften die Geschichte von Tristan und Isolde zum Besten. Solch kleine ironische Zutaten findet man immer wieder in der Inszenierung.

Komik und Tragik liegen nahe beieinander. So steht Nemorino (Kairschan Scholdybajew) mit seiner weinerlichen Schwärmerei ganz im Schatten des prahlerischen Sergeanten Belcore (Tobias Scharfenberger). Später ist es eher umgekehrt. Dulcamara (Matthias Wippich) hat es als Außenseiter schwer. Anfangs für seine obskuren Heilsäfte belächelt, verdient er mit dem Liebestrank viel Geld.

Diese Gegensätze spiegeln sich in der Musik wider, die zwischen virtuos und schwelgerisch variiert. Leider lässt die Akustik im Großen Saal die volle Klangschönheit der temporeich agierenden Sinfoniker (Leitung: Kenneth Duryea) nicht zur Entfaltung kommen. Der geforderte Chor präsentiert sich stimmlich und darstellerisch glänzend.

Debra Hays gestaltet die Adina sehr differenziert, Scholdybajew steigert sich erst im Lauf des Abends. Seine Interpretation der berühmten Romanze "Una furtiva lagrima" bekommt zu Recht großen Szenenapplaus. Mathias Wippich ist hörbar stark erkältet, Tobias Scharfenberger hinterlässt als Belcore einen stimmlich schönen, aber darstellerisch blassen Eindruck. Eine Oper mit den Zutaten schöne Musik, Amore und einfallsreich verarbeitete Pasta ergibt jedoch insgesamt einen stimmigen Abend. Das Publikum honoriert das mit viel Beifall und Bravi für die Hauptdarsteller.