Serenadenkonzert: Mit rauer Kraft und sanfter Romantik
Von Mendelssohn bis Gershwin.
Krefeld. Romantik modern oder Moderne romantisch: In diesen Klangspektren lässt sich die Academy of St. Martin in the Fields ansiedeln, die am Freitag auf Burg Linn spielte.
Das Streichoktett mit Violine, Viola und Violoncello verknüpft in seinem Programm komplexe romantische Kammermusik mit zeitgenössischen Klängen. Zunächst musiziert das Ensemble das Streichoktett C-Dur op. 176 von Joachim Raff (1822-1882). Das Stück beginnt leichtfüßig, dann aber setzt eine intensive Klangsprache ein, durch raue Tongebung des Bogenstrichs deutlich hervorgehoben. Im zweiten Satz reichen sich die Streicher die Motive unmittelbar weiter, spielen mit der Schnelligkeit, der rhythmischen Prägnanz. Rasant der letzte Satz, mit fast geräuschhaftem Bogenstrich, heftig, intensiv, modern.
Das Fantasy Octet op.87 von Kenneth Leighton (1929-1988) folgt. Leichte, ferne Flageolettklänge eröffnen die subtile Klangwelt einer Moderne, die viele ihrer Ideen aus dem 19. Jahrhundert zu schöpfen scheint. Ein gemeinsames Motiv wird vom Cello durch die Schattierungen des Streicherklangs geführt, ein in sich verwobenes Fugato wird von einzelnen Soli der ersten Violine und des Cellos abgelöst, als tauschten die Instrumente ihre Klangideen aus. Die rhythmische Brisanz des letzten Satzes ist überaus präzise und spannend musiziert.
Nach der Pause erklang das Streichoktett Es-Dur op. 20 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Er komponierte das Oktett im Alter von 16 Jahren und fordert damit mehr als eine hausmusikalische Quartettprofessionalität.
Unmittelbar überraschend beginnt der erste Satz mit einer weitschweifenden Melodik, immer neue Motive tauchen aus dem Streicherklang auf wie Lichtstrahlen aus einem dunklen Feld, vorwärtsdrängend und akzentuiert in der rhythmischen Präzision.
Dabei ist auch hier die Tongebung der Streicher nicht weich und "romantisch verklärt", sondern rau und zupackend, sie evozieren ein modernes Klangbild. Im zweiten Satz, dem Andante, wird der warme Klang romantischer Klangvorstellungen ausgekostet, die einzelnen Stimmen führen ein Gespräch in Tonschönheit und Intensität.
Die Virtuosität und die musikantische Spielfreude des Ensembles begeisterten das Publikum so sehr, dass die Musiker noch ein Arrangement von "Summertime" von George Gershwin zugeben.