Lieder über die Liebe ohne Gefühlsduselei

In der Jüdischen Gemeinde gastierte die Estrada Fado Group mit musikalischer Vielfalt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Musik für die Seele ohne weihnachtliche Süße bot ein Adventskonzert der besonderen Art. In der von Joachim Watzlawik organisierten Reihe „Habima“ in der Jüdischen Gemeinde war die Estrada Fado Group zu Gast und begeisterte zwei Stunden lang mit einem außergewöhnlichen Programm.

Erst im Frühjahr gegründet erwiesen sich die vier Vollblutmusiker bereits als perfekt aufeinander eingespieltes Team, das nicht nur mit seinem Können, sondern auch mit Charme und Humor das überwiegend weibliche Publikum begeisterte. Aus drei unterschiedlichen Nationen setzt sich das Ensemble zusammen und die daraus resultierenden musikalischen Facetten machen einen besonderen Reiz aus.

Initiator war der aus Portugal stammende Sänger Luis Delgado, der in der Gruppe Gesang und Percussion übernimmt. Pianist Rudi Linges und Bastian Vogel (klassische akustische Gitarre) haben Erfahrung in Jazz und Rockmusik und bilden den deutschen Anteil. Aus der Türkei kommt Serda Yayla, der mit der Saz, einem Saiteninstrument des arabischen Raumes, das Ensemble um eine besondere Klangfärbung bereichert.

Die größtenteils traditionellen Fados, die an diesem Abend gespielt wurden, bekamen durch diese ungewöhnliche Besetzung einen anderen, frischen Charakter. Dieser neue Schwung war vom ersten Stück an hörbar. Die typische Melancholie des Fado trat zugunsten eines sehr dynamischen Rhythmus in den Hintergrund, ohne das Gefühlvolle zu verleugnen. So entstand eine wunderbare Melange aus verschiedenen Musikstilen, die mitreißend und berührend zugleich war.

Denn die Liebe ist natürlich ein Hauptthema des Fado. Delgado besang sie mit angenehm warmer Stimme, die sich nie in Gefühlsduselei verlor. Sehr ausgewogen fügten sich seine Percussion-Passagen in das Klangbild ein. Mit der eleganten Lässigkeit eines Jazzpianisten agierte Rudi Linges dazu am Flügel, während Bastian Vogel und Serdar Yayla sich musikalisch kongenial die Bälle zuwarfen.

Kurz vor der Pause lieferten beide dem Publikum eine mitreißende Improvisation. Gegen Ende des Konzerts spielten sie dann noch ein selbst komponiertes Instrumentalstück „Estrada da Amizade“, das ihrer gerade veröffentlichten CD den Titel gegeben hat. Das Publikum hatten sie zu diesem Zeitpunkt längst erobert.