Mal Model, mal Monster
In der Maske werden Schauspieler wunderschön. Oder, falls nötig, zu echten Gruselgestalten.
Krefeld. Was die Schauspielerin Marianne Kittel auf ihre langen Beine aufgetragen bekommt, bleibt Betriebsgeheimnis. Margot Graubaum verrät nur so viel: „Sie tritt ohne Strümpfe auf, das muss gut aussehen.“ Seit elf Jahren arbeitet sie am Theater, leitet die Maskenbildnerei und kennt alle Kniffe, um die Künstler auf der Bühne glänzend wirken zu lassen. Oder blassgrau erdig wie in „König Ödipus“. Oder erschreckend wie in der „Rocky Horror Show“.
Für „Treppauf, Treppab“ werden alle Darsteller komödiengerecht ausstaffiert. Christopher Wintgens zeigt seine blondfransige, eindeutig zu lange Perücke: „Das haben wir bewusst ein bisschen prollig gemacht“, erklärt Graubaum. Wintgens spielt einen windigen Bauunternehmer.
Und dann werden alle, die in der Maske nichts zu suchen haben, heraus gescheucht. Die Zeit kurz vor dem Auftritt ist kostbar, die Spannung steigt. Sie ist in den Räumen greifbar, obwohl keiner sie sich anmerken lassen will.
Margot Graubaum weiß aber meist, wie jeder einzelne Künstler mit dem Lampenfieber umgeht und in der Maske behandelt werden möchte. Der eine mag Stille, der andere lieber ein Schwätzchen. Und ganz nebenbei verwandeln die Maskenbildner Tänzer, Sänger, Schauspieler gemäß Schminkplan in ihre Figuren.
Dieser Plan entsteht schon lange vor der Premiere — Veränderungen während der Proben nicht ausgeschlossen. Margot Graubaum dirigiert in der Damen- und Herrenmaske 14 Maskenbildner. Eine Friseurlehre bildet die Grundlage für den Beruf. Darauf baut die dreijährige Ausbildung am Theater auf. „In der Abschlussprüfung muss man dreimal schminken: auf alt, auf schön und normales Make-Up“, erzählt Graubaum. Hinzu kommen das Frisieren und das Knüpfen von Perücken, das im Alltag die meiste Arbeit macht.
Wie viele Maskenbildner abends Dienst haben, hängt vom Stück ab. Adrian Linke etwa braucht als Frank N. Furter beim Umzug mehrere Helfer, die ihm rechts und links die Beine seiner Strumpfhose hochziehen, ihm Wimpern ankleben und die Haare mit Gel frisieren. Vor jeder Horrorshow herrscht auch hinter der Bühne Hochspannung.