Marteria-Konzert: Alter Ego mit Helium-Stimme

In der Kufa wurde der Auftritt von Marteria zu einer energiegeladenen Party — das Publikum war schwer begeistert.

Krefeld. Fußballer, Model, Schauspielschüler — Marten Laciny hat in seinem Leben schon einiges ausprobiert. Seine Erfüllung fand der 28-jährige Wahlberliner, aufgewachsen in Rostock-Lichtenhagen, aber schließlich als Musiker und Songwriter im klischeebehafteten Hip-Hop-Bereich.

Unter zwei Künstlernamen nahm Laciny vier Alben auf, das letzte („Zum Glück in die Zukunft“) erschien unter dem Pseudonym Marteria. Als dieser hat er am Freitagabend Station in der Kulturfabrik gemacht. Zunächst heizte ein gewisser Kid Simius als Support-Act an den Turntables mit einem wortlosen Dubstep-Gewitter in Computerspiel-Manier die Stimmung der jugendlichen Zuhörer an. Gerade mal 15 Minuten Gedanken- und Atempause blieben nach derlei wirrem und klanglichem Durcheinander, dann betrat Marteria gemeinsam mit seiner Band of Robots die in blaues Neonlicht getauchte Bühne und legte zu „Endboss“ lautstark und beatgewaltig los.

Grenzwertig krachen die Bässe aus den Boxen, während der Rapper wie ein Energiebündel von „Level zu Level“ springt.

Punktgenaue Punchlines und das knackige Zusammenspiel von Text und Musik, gerne mal als Flow benannt, beherrschen auch in der Folge die Szenerie des Konzerts, das mit zunehmender Spieldauer zur großen Teenie-Party wird. Sportlich fit, wild gestikulierend und nett dreinschauend führt Marteria durchs Set, schleudert dem Publikum in Songs wie „Amys Weinhaus“ seine mit Wortspielereien und Doppeldeutigkeiten versehenen Gefühlswelten entgegen. Das bedankt sich mit rhythmischem Händewippen und statischem Kopfnicken auf Hip-Hop-Weise.

Nach einer halben Stunde legt Marteria eine kurze Pause ein und überlässt Rapper Chefket die Bühne. Dann gibt sich zur Begeisterung der Fans Marterias Alter Ego Marsimoto, kiffend und mit Helium-Stimme, die Ehre. Maskiert und in eine grün glänzende Kapuzenjacke gehüllt, treibt Marten Lacinys zweites Gesicht seine derben Späße. Songs wie „Der Nazi und das Gras“ sprechen eine deutliche Sprache, rauschen aber einfach nur vorbei.

Als Marteria kehrt der Rapper zurück, bedient sich mit Samples bei The Prodigy und Rage Against the Machine. Belebt wird die Performance mit zwei mehr oder weniger spontanen Zwischenfällen: Ein Mädchen aus dem euphorisierten Publikum darf zum Tanzen auf die Bühne, und ein Junge macht seiner Freundin einen Heiratsantrag — „zum Glück in die Zukunft“.