Matinee: Familie als Schlachtfeld und Sumpfgelände
Generalintendant Jens Pesel stellt die Studioproduktion „Blowing“ vor.
Krefeld. "Die ärgsten Feinde, unbestritten, sitzen in des Hauses Mitten." Generalintendant Jens Pesel zitierte dieses Sprichwort bei der Matinee zu der von ihm inszenierten deutschsprachigen Erstaufführung des niederländischen Stücks "Blowing" von Jeroen van den Berg. Alles dreht sich um eine in unselige Händel verstrickte Familie. Die Akteure Ines Krug (Mutter Els) und Sven Seeburg (Vater Leo) sowie Bühnenbildnerin Diana Pähler unterstützten Pesel. Kefelder Premiere feiert die Studioproduktion am Sonntag, 23. September, 20 Uhr in der Fabrik Heeder.
Mutter Els wird 45, der Geburtstag soll groß gefeiert werden. "Der Esstisch ist gefüllt, die Stimmung ist ambivalent", sagt Pesel, diese Familie, zu der Tochter Esther (Regine Schroeder) und Sohn Jürgen (Ronny Tomiska) gehören, befindet sich von Anfang an in Schieflage. Deshalb hat Pähler das Geschehen auf einer schrägen Fläche platziert.
"Eines der ergiebigsten literarischen Schlachtfelder, einen Katastrophengenerator", nennt Pesel die Familie, hinter der vermeintlichen - oftmals unter Zwang behaupteten - Idylle lauern Abgründe. Der Traum und die Realität von Familie divergierten häufig, so Pesel weiter. Verdrängte Konflikte führten schließlich zu "Ermüdungsbrüchen auf allen Seiten".
Die Mutter gegen den Vater, die Kinder gegen beide - das Geschehen in "Blowing" beginne als Komödie, entwickle sich aber zur Tragödie, so Pesel, der die Familie auch als "Sumpfgelände, in dem Hass und Lebenslügen gedeihen", charakterisierte.
"Hier gelten Gesetze aus der Zeit vor der Erfindung der Vernunft", hat der bei der Matinee öfter zitierte Autor John von Düffel in seinem Essay "Das Unbehagen an der Familie" geschrieben. Die Familie sei das "Äußerste, was Menschen überhaupt gelingen kann", meinte aber immerhin ausgerechnet Franz Kafka. Mit diesem versöhnlicheren Zitat beschloss Pesel die Matinee.
Weitere Vorstellungen: 30. September, 7., 13., 28. Oktober. Karten unter Ruf 805125.