International Jazz Day Modern Jazz trifft Spider Girl
Mit dem Uri-Gincel-Trio und Erika Stucky beging der Jazzklub auf Burg Linn den International Jazz Day.
Krefeld. Seit 2012 wird auf Initiative der Unesco der 30. April als Internationaler Tag des Jazz begangen, seit 2013 beteiligt sich Krefeld an dem weltumspannenden Ereignis. Der Jazzklub Krefeld richtete das Festkonzert jetzt mit Unterstützung des Kulturbüros wieder im Rittersaal der Burg Linn aus. Mit dem Trio des israelischen Pianisten Uri Gincel und dem Projekt „Spider Girl“ der Schweizer Sängerin und Performerin Erika Stucky spaltete sich der Abend in sehr unterschiedliche Hälften.
„Jazz genießen, das muss man auch wollen“, stellte Bürgermeister Frank Meyer in seinem Grußwort fest, aber das sei eine „Arbeit, für die man auch belohnt wird“. Relativ leicht fiel diese Arbeit beim Uri-Gincel-Trio, das mit Modern Jazz auf hohem Niveau brillierte.
Gincel stehen der dänische Kontrabassist Andreas Lang und der deutsche Schlagzeuger Moritz Baumgärtner zur Seite, die Drei fanden in Berlin zueinander. Sie spielen Standards und standardähnliche Eigenkompositionen.
Mit „The Surrey With The Fringe On Top“ aus dem Musical „Oklahoma“ landete das Trio mitten im swing-orientierten Mainstream der 1960er Jahre, der mit einer leichthändig perlenden Technik ausgestattete Gincel tupfte das Thema vielleicht ein wenig zu putzig dahin. Höhepunkt des Programms war sicher der Evergreen „Poinciana“ von Nat Simon. Von beiden Stücken existieren Arrangements des eigenwilligen Modern-Jazz-Pianisten Ahmad Jamal.
Dass Gincel darauf Bezug nimmt, war vor allem beim wunderbar schaukelnden „Poinciana“ kaum zu überhören. Die kräftigen Kontrapunkte von Bassist Andreas Lang und das akzentreiche Spiel von Drummer Weingärtner rauen den Gesamtklang des Trios so sehr auf, dass seiner Gefälligkeit auf wohltuende Weise Ecken und Kanten verpasst werden.
Schon dreimal war Erika Stucky in Krefeld seit 2002 zu Gast, ihr komödiantisches Auftreten erfreute sich hier stets großer Beliebtheit. „Ich bin hier das Burgfräulein, ihr müsst machen, was ich sage“, wies die komische Diva dieses Mal das Publikum zurecht, das darauf bereitwillig auf ihren Befehl hin die Stühle so verrückte, dass allen eine bessere Sicht zuteil wurde.
Ansonsten gibt es von „der Stucky“ leider nichts Neues zu berichten. Trotz neuer Triopartner — Multiinstrumentalist Terry Edwards und Drummer Lucas Niggli — folgt Erika Stucky nach wie vor zu sehr ihrem Hang zur Ironie, so dass ihre eigenwilligen Interpretationen bekannter, weniger bekannter und eigener Songs im Pop- und Rock-Idiom wenig Chancen erhalten, ein musikalisches Eigenleben zu entwickeln. Schade.