Moderner Tom Sawyer im Kresch - Die Welt riecht nach Wahnsinn

Das Kresch-Theater zeigt am Sonntag eine moderne Fassung von „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“.

Krefeld. Abenteuer sind heute meistens digital: perfekter Ton, tolle Animation, aber alles programmiert. „Wir planen eine Verneigung vor dem freien, analogen, unvorhersehbaren Abenteuer“, sagt Helmut Wenderoth, künstlerischer Leiter des Kresch-Theaters. Welcher Stoff wäre besser dafür geeignet als Mark Twains „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“? Für die Premiere am Sonntag in der Fabrik Heeder hat Dramaturg René Linke, beruhend auf der gelobten Neuübersetzung von Andreas Nohl, eine zeitgemäße Fassung des Stoffs geschrieben.

Die Grundidee ist gewagt: Nicht Tom und Huck sind die Hauptfiguren, sondern die Twain’schen Schurken Bridgewater (Helge Fedder) und Dauphin (Angelo Enghausen-Micaela). Sie spielen auf ihrer Drehbühne in wechselnden Rollen die Reise der beiden Lausbuben nach. Fedder darf sogar als Tante Polly in Frauenkleidern durch die Kulissen turnen.

Den beiden Schauspielern aus dem Ruhrgebiet, die inzwischen Kresch-Veteranen sind, hat Linke die Rollen auf den Leib geschrieben. Mit entsprechend viel Spaß stürzen sie sich ins Abenteuer, das der Dramaturg mit Wortwitz und Slapstick jugendgerecht aufgepeppt hat. „Wir hoffen, dass wir mit dem Stoff einen Nerv treffen“, erklärt Wenderoth. Schließlich haben Umfragen des Kresch an Schulen ergeben, dass „Abenteuer“ bei Menschen ab zehn ein „zentrales Thema“ ist.

Gerade das liebevoll Subversive in Twains zeitloser Geschichte könnte auch heutige Jugendliche ansprechen: „Wir sind nicht prinzipiell gegen Schulaufgaben und Vokabeltests“, sagt Wenderoth. „Aber jenseits davon gibt es eine Welt, die nach Wahnsinn und schmutzigen Fingernägeln riecht.“ Vor dem Fernseher oder an der Playstation findet man diese Welt eher selten: „Wenn die Chips alle sind, ist das Abenteuer vorbei.“ Das soll bei Tom und Huck ganz anders werden.

Die Premiere am Sonntag, 17 Uhr, ist ausverkauft. Für die Vorstellungen am 6., 7. Februar sowie im März und April gibt es Karten unter Telefon 86 26 26.