Musiker bringen Jazz in den Rittersaal
Ausverkauftes Konzert: Beim Internationalen Tag des Jazz gastieren zwei sehr unterschiedliche Bands auf Burg Linn.
„Krefeld ist eine Jazzstadt“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer als Schirmherr beim Konzert zum 7. Internationalen Tag des Jazz. Damit kommt er im ausverkauften Rittersaal der Burg Linn bei den Fans gut an. Meyer verweist unter anderem auf den 60. Geburtstag des Jazzkellers in diesem Jahr, um seine These zu untermauern. Am Jazztag, der von der Unesco auf Initiative von Herbie Hancock seit 2012 weltweit begangen wird, nimmt Krefeld seit 2013 teil.
Der Jazzklub Krefeld organisiert das Konzert stets in Verbindung mit dem Kulturbüro der Stadt. Mit dem Quartett der Posaunistin Shannon Barnett und dem Trio Three Fall präsentieren sich dieses Mal zwei relativ junge Bands mit sehr unterschiedlichen Konzepten. Shannon Barnett spielt eine bewegliche, leichtfüßig elegante Posaune. Man kann verstehen, dass die WDR Big Band sie in ihren Reihen haben will. Sie bevorzugt die klassische Tonbildung und verzichtet etwa auf mehrstimmiges Spiel, wie man es von Albert Mangelsdorff kennt. Alle Stücke des Quartetts stammen aus ihrer Feder.
Die Musik ist kammermusikalisch dicht und luftig zugleich, formbewusst, abwechslungsreich, zeigt viel Gespür für Details. Es gibt melodiöse Themen wie in der Ballade „PG3“. In anderen werden Riffs variiert. Improvisiert wird oft über Akkordwechsel. Rhythmuswechsel und Tempoveränderungen kennzeichnen die Arrangements. Die Formen der Improvisationen bilden nicht immer die Themenstruktur ab. Die Stücke entwickeln sich nicht selten als Collage. Stefan Karl Schmid am Tenorsaxophon ist der zweite Solist. Viele Themen trägt er mit Barnett unisono vor. Manche entwickeln sich auch im Zwiegespräch. Schmids Ton ist unzeitgemäß klar. Er verzichtet auf Überblaseffekte und anderes hitziges Beiwerk. Sein Sound hätte gut zum Cool Jazz gepasst. Von den Tönen her aber spielt Schmid wie auch Barnett durchaus zeitgemäß.
Kontrabassist David Helm und Schlagzeuger Fabian Arends sind ein eingespieltes Rhythmusgespann, das in mehreren Bands zusammenarbeitet. Helm begleitet stets zuverlässig. Nur seine Soli wissen selten zu überzeugen. Das war auch in Linn so. Arends ist ein sehr jazziger Trommler, der mit viel Drive swingt und dem binäre Beats sehr leicht und offen von der Hand gehen. In Barnetts Band agierte er jetzt mit mehr Punch, als man es bisher hier von ihm gewohnt war, kein Nachteil. Viel bewusste Form also bei Barnett und ihrer Band, dann eröffnete das Trio Three Fall sein Soundlabor. Lutz Streun, Bassklarinette, Til Schneider, Posaune, und Sebastian Winne, Schlagzeug, hatten als Gast den Trompeter John-Dennis Renken mitgebracht. Die drei Bläser verfremdeten mit Effektgeräten den Klang ihrer Instrumente.
Erzeugte Schneider Mehrstimmigkeit auf seiner Posaune auf natürlichem Wege, oder kam die doch aus einem Harmonizer? Schwer zu entscheiden. Streuns Bassklarinette, die oft die Bass-Ostinati lieferte, klang durch die Effekte manchmal fast wie ein Synthesizer. Am meisten Naturklang gab’s von Renken.
Die Band verzichtete auf Stücke aus ihrem Repertoire und nutzte das Treffen mit Renken für spontane Improvisationen. Die Formen blieben da überschaubar. Es wurde über Ostinati improvisiert oder über sogenannte Vamps, maximal achttaktige Akkordfolgen. Damit wurde formal an den Jazzrock der frühen Phase, also an die Musik von Miles Davis angedockt.
Drummer Sebastian Winne hielt den Laden vor allem mit kantigen Funk- und Drum’n’Bass-Grooves zusammen, während die Bläser in weiten Hallräumen minimalistisch Klangschicht über Klangschicht legten. Mit eloquenten Soli trat da keiner in den Vordergrund. Das war konsequent. Jedoch konnte man ein wenig die Frechheit vermissen, wegen der Three Fall bisher in der Szene für Furore sorgten.