Kultur Musiker wetteifern, wer der Wildeste ist
Das Trio Pascal gestaltete das Serenadenkonzert im Rittersaal von Burg Linn.
Krefeld. Nicht wie ursprünglich geplant mit Mozart, sondern mit Darius Milhauds Suite „Le voyageur sans bagage“ für Violine, Klarinette und Klavier (op. 157b) begann das Trio Pascal sein Serenadenkonzert im Rittersaal der Burg Linn. Damit gaben die drei Musiker auch gleich eine beeindruckendere musikalische Visitenkarte ab. Lebendig und mit der Ouvertüre gleich alle Aufmerksamkeit auf sich ziehend begannen Ludwig Schulze (Violine), David Kindt (Klarinette) und Helge Aurich am Flügel.
Der zweite Satz Divertissement erlaubt, einem Zwiegespräch zwischen Geige und Klarinette zu lauschen. Die beiden Musiker gaben ihm einen feinen lyrischen Charakter. Das Spiel — „Jeu“ — des dritten Satzes ermöglichte dem Geigen-Klarinetten-Duo die erste Gelegenheit, etwas Virtuosität zu zeigen.
Zu den Spielen, die Milhaud hier vertont hat, gehört sicherlich das Nachlaufen. In „Introduction et Final“ kam nun das Trio dagegen schwergewichtig und dramatisch zu Wort, dann zeigte es sich tänzerisch, heiter verspielt und bot ein großes Spektrum. Dabei zeigte sich auch, wie gut man harmoniert, wie perfekt Einsätze und abrupte Enden des Spiels in einem anspruchsvollen Werk präsentiert werden.
In eine gänzlich andere Klangwelt entführten die drei Musiker mit dem Trio für Klarinette, Violine und Klavier von Aram Khatchaturian (1903-1978). Ihre Interpretation des „Andante con dolore, con molt’ espressione“ ließ keinen Zweifel an dieser Satzbezeichnung. Die Verarbeitung orientalischer Musikelemente und armenischer Folklore gehörte zu einer musikalischen Reise. Das Allegro brachte Temperament und Virtuosität, die den üblichen Rahmen eines Allegros deutlich sprengten. Es war auch schön zu sehen, mit welcher sichtbaren Spielfreude die drei Musiker ans Werk gingen.
Nach der Pause startete das Programm mit dem Kegelstatt Trio KV 498 für Klarinette, Viola und Klavier von Wolfgang Amadeus Mozart. Der Klarinettist gab eine Erklärung für den ungewöhnlichen Namen Kegelstatt. Mozart schrieb dieses Trio vermutlich für eine gesellige Runde, wohl als Begleitmusik beim Kegelspiel.
Bald wurde auch deutlich und zog sich wie ein roter Faden durch das dreisätzige Werk: Es ist entspannende, leichte Kost zum Hören wie zum Spielen für ein professionelles Ensemble, auch wenn der Geigenspieler hier zur Viola greifen muss.
Mit Bela Bartóks „Trio Kontraste“, das Schulze schon als „das Paradestück für unsere Besetzung“ angekündigt hatte, konnten sich die drei Musiker noch einmal von ihrer besten Seite zeigen. Im dritten Satz schienen sie zu wetteifern, wer der Wildeste auf seinem Instrument ist. Als Zugabe boten sie, wie der Klarinettist es formulierte, „zur Beruhigung“ noch ein Präludium von Schostakowitsch — ein schöner sentimentaler Ausklang.